Mittwoch, 2. Juli 2014
Kleine Erlebnisse in Berlin
Altkleider sortieren. Die Bettwäsche in Originalverpackung und mit dem Kassenbon stammt noch aus der DDR-Zeit. Der Preis ist der „EVP“ – der Endverbraucherpreis.
Vor dem Baumarkt versucht ein Kunde mit einem Stück Karton die Farbe vom Boden zusammen zu wischen, die ihm vom Einkaufswagen gefallen ist.
Im Hauptbahnhof in einer Nische steht Daniel. Er ist barfuss und mit Lumpen bekleidet. Er hat eigentlich Hausverbot. Aber keine Institution kann oder will ihn aufnehmen. Manchmal fragen Passanten, ob man dem nicht helfen könne. Nein, man kann ihm nicht helfen. Er hat das Recht so zu leben und er will es auch. Als ich ihn ansprach, wich er sofort aus und sagte: „Nein, also, das geht mir jetzt zu weit.“
Mitten im Feierabendgedränge huscht ein junger Mann mit Kapuze tief über den Kopf gezogen an mir vorbei. Dann sehe ich, dass er nur in Strümpfen, ohne Schuhe unterwegs ist. Und so steht er auf die Rolltreppe und verschwindet.
Wir sind als Touristen unterwegs. Am Bahnhof Alexanderplatz spricht mich ein junger Mann an und fragt mich, ob ich ihm etwas zu Essen und oder Geld hätte. Ich antworte ihm, dass er bei der Bahnhofsmission etwas zu Essen bekäme. Er fragt mich, wo das denn wäre und ich sage ihm am Bahnhof Zoo. An seiner Reaktion merke ich, dass er das durchaus kennt…
Bevor ich die S-Bahn besteige, sehe ich, dass jemand das Kippfenster im Abteil neben der Tür öffnet. Ich denke mir nichts dabei – ja, es ist ein heisser Tag heute. Ich steige ein. Die Türen schliessen sich und ein Mann zwängt sich im letzten Augenblick noch herein. Doch ich sehe, dass er einen Brief draussen auf dem Perron verloren hat. Was nun? Die Türen lassen sich nicht mehr öffnen. Doch noch bevor der Zug losfährt, ergreift draussen jemand diesen Brief und wirft ihn durch das geöffnete Kippfenster zu uns herein.
Zwei Stimmen in der S-Bahn: „Nächste Station – Bellevue.“ „Entschuldigen Sie. Die Situation der Obdachlosen ist sehr schlimm und ich bitte sie um eine Spende.“ Die Reaktion der Fahrgäste: Keiner steigt aus, keiner steigt ein. Bellevue – schöne Aussichten.
Auf dem Weg zur Arbeit werde ich in der Nähe des Hauptbahnhofes von einem Velofahrer angesprochen. Er sei zwar Berliner aber er wisse überhaupt nicht mehr, wie er von hier zum Potsdamer Platz komme. Ob ich ihm helfen könne? Ja, ich konnte.
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