Freitag, 28. Februar 2014

Angst und Manipulation

In sozialen Systemen können gruppendynamische, lehrmässige oder führungsbedingte Manipulationen geschehen, die die Freiwilligkeit für eine Arbeit nehmen, die aber nach aussen immer noch als Freiwilligenarbeit erscheint. Auch kirchliche Gruppierungen sind da gefährdet. Hier ist unbedingt eine Gemeindekultur erforderlich, in der die Mitglieder zu selbständigen, mündigen Christen „erzogen“ werden. Fragen wie: „Könnte ich jetzt aufhören? Könnte ich jetzt ohne Probleme austreten?“, oder einfache Beobachtungen wie: „Leben die Leiter und Lehrer auch selber, was sie predigen?“, können den Mitgliedern die Augen öffnen. Zudem geben Beziehungen ausserhalb eines solchen engen sozialen Systems eine Aussensicht und halten den Horizont weit.
Dabei gibt es unzählig viele Spielarten der feinen Manipulation durch Führende. Als Beispiel sei an den wirbligen, begeisterten Führenden erinnert, der ständig nur positiv von seinem Projekt spricht, der in allen Situationen hervorhebt, wie das doch schön und gut sei, der die Schwachpunkte ausblendet, der seinen Gefolgsleuten immer wieder schmeichelt, usw.. Wer könnte ihm widersprechen? Erstens überblicken die wenigsten Leute solche Situationen und Zusammenhänge und damit „könnte es ja möglich sein“ und zweitens will doch niemand Spielverderber und Miesepeter sein, wenn so etwa „Grossartiges“ entsteht. Dass gleichzeitig Mitarbeiter verheizt werden, Menschen unmündig gemacht werden, sie innerlich kündigen und Abends vor dem Schlafen wütend sind und nicht wissen warum – wer will und kann solches noch aufdecken und fassen?

Donnerstag, 27. Februar 2014

Mitleid

Ob ich in einer konkreten Situation Mitleid habe oder nicht hängt wohl mehr mit meiner Geschichte, meinen Erfahrungen, meinen Vorbildern, meinen inneren Einstellungen, Herzenshaltung, erneuertem Herzen, Wahrnehmungsfähigkeiten, Aufnahmefähigkeit, Denkfähigkeit, momentaner Leistungsfähigkeit, Terminkalender, Jahreszeit, Wetter und politischer Lage zusammen, als mit Spiegelneuronen. Peter Schneider (der Psychoanalytiker, der jeden Mittwoch Fragen zur Philosophie des Alltagslebens im Tagesanzeiger beantwortet) liebt die Spiegelneuronen. Dennoch kommt er, wenn auch auf anderem Weg als ich, zum Schluss: „Mitleid ist weder Gefühlsduselei noch eine sich in jedem Fall spontan einstellende Haltung, sondern Produkt der Entscheidung, im anderen einen Gleichen zu sehen. Nicht der andere muss sich Mitleid verdienen, wir müssen es uns abringen.“ (TA vom 26.2.2014, S. 25)
Es geht nicht um das Verdienen von Mitleid, sondern um das Geben von Mitleid. Mitleid kann man nicht verdienen. Es wird einem geschenkt oder eben auch nicht. Dem Gebenden jedoch kostet Mitleid etwas. Er muss sich überwinden, über seinen Schatten und Egoismus treten und sich dem Andern zuwenden. Dann ist es zuerst eben doch eine Gefühlssache: Mitleiden ist ein gefühlsmässiges Mitgehen mit dem Leidenden. Hoffentlich dann auch Ausgangpunkt um auch handfest zu helfen. Aber Mitleiden ist „im Leid des Andern mit dabei sein“. Wenn ich sage, dass jemand kein Mitleid verdient habe, urteile ich über seine Situation, sage ich, dass ich die Ursachen, das Verschulden, die Konsequenzen und alle Umstände kenne. Wäre dem so, dürfte ich wahrscheinlich dieses Urteil fällen. Aber dem ist wohl nie so. Ich sehe nur was vor Augen ist. Vom Eisberg sehe ich nur die Spitze. Was unter der Oberfläche ist, erahne ich nur.
Dann hörte ich doch oft schon von Kranken und Behinderten: „Ich will kein Mitleid.“ Da wehren sich die Betroffenen gegen eine Haltung von oben herab mit dem seufzenden „jöh“ und „ach“ Effekt. Und mehr ist da nicht, mehr kommt da nicht. Für die ist die Sache dann auch erledigt und von ihnen gewiesen.
Ich zweifle daran, ob wir wirklich echt mitleiden können. Sicher eine gewisse Anteilnahme, sich ein Stück weit in den Betroffenen hineinversetzen geht oft schon. Aber wirklich selber so mitbetroffen sein, dass ich mitleide…? Das geht höchstens wenn ich selber auch diese Beschwerden, diese Krankheit, diese Not habe. Sozusagen „Gleich und Gleich kann mitleiden“.

Mittwoch, 26. Februar 2014

Mit Jesus dienen

Entgegen der allgemeinen Meinung gehören aus christlicher Sicht, Freiheit und Dienst zusammen und widersprechen sich nicht. Der Christ ist gleichzeitig Vertrauter Gottes („Königskind“) und Knecht. Am Besten sieht man das in Jesus selber. Er ist vom Vater gesandt, Gottes Sohn, Herr und sagt „Ich bin unter euch wie ein Diener“. (1) Jesus muss nicht dienen, er möchte dienen. Das zeigt die Freiwilligkeit seines Dienstes. So sagt Jesus denn auch zu seinen Jüngern: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, ich nenne euch meine Freunde.“ (2) Der christliche Dienst hat immer den Nächsten (Nächstenliebe) und Gott (Gottesliebe) im Auge. Der christliche Glaube, die Bekehrung zu Jesus Christus, beinhaltet den Auftrag zur Fürsorge für den Nächsten. Und der Bekehrte wird damit auch in den Erhaltungswillen Gottes hinein genommen. Im Reich Gottes ist es selbstverständlich „Arme und Kranke“ zu pflegen. Dabei ist immer Gott selber Vorbild und der, der vorangegangen ist und vorangeht. Er hat Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Er ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben. Er starb und lebt, damit wir leben können. Er sagt: „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen“. (3) Jesus ist uns darin Vorbild. Er sagt von sich: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele.“ (4) Ja, er ging umher und tat Gutes. Jesus sagt, dass da, wo er sei, auch sein Diener sein soll. (5) So ist unser Dienen mit Jesus eine Mitarbeiterschaft mit Jesus und nicht in erster Linie Arbeit mit Menschen oder für eine Kirche. Nachfolge bedeutet mit Jesus Dienst tun und dieser Dienst ist für ihn. Der, der mit Jesus dient, hat eine Basis der Gemeinschaft mit Gott, hat Gott selber, als der Zu-Hilfe-Kommende. Dienst gründet so auf einem aussermenschlichen Felsengrund. Er geschieht aus Dankbarkeit für das Empfangene und aus dem Willen zur Nachfolge. Das ist eine ganz andere Perspektive für den Dienst als zum Beispiel reiner Gehorsam, Pflichterfüllung oder Punkte im Himmel sammeln. (6)
1) Lukas 22,27.
2) Johannes 15,15
3) Hesekiel 34,16.
4) Markus 10,45.
5) Johannes 12,26.
6) Klaus Bockmühl, Mit Christus dienen, in: Leben nach dem Willen Gottes, Schriften zur Materialethik, Brunnen, Basel, Giessen 2006, S.324-343.

Dienstag, 25. Februar 2014

Freiwillige Mitarbeit

Ich beobachte eine grosse Selbstverständlichkeit wie Menschen sich freiwillig für gemeinnützige Arbeiten zur Verfügung stellen. Offenbar gibt es das Bedürfnis sich als Person mit seinen Gaben, Kraft, Zeit und Geld einbringen zu können, ohne gleich einen materiellen Vorteil zu erhalten. So gibt es zum Beispiel eine „Freiwilligenagentur der Stiftung Kirchlicher Sozialdienst Zürich“. Diese wirbt in einem Inserat: „Freiwilligenarbeit à la carte – Für jedes Zeitbudget gibt es verschieden Möglichkeiten! Nachhilfeunterricht, Ferien mit Behinderten, Fahrdienst, Mittagstisch, Vorstandsarbeit, Administration, Treuhand, Sportbereich als TrainerIn und vieles mehr! Bestellen Sie unverbindlich die aktuelle Stellenbörse.“ (1) Freiwilligenarbeit ist ein Pfeiler unserer Gesellschaft. In den vergangenen Jahren wurden grosse Anstrengungen unternommen, Freiwilligenarbeit zu fördern. Dies geht meines Erachtens parallel mit dem Rückgang der Bereitschaft zur Freiwilligenarbeit einher. War es früher ganz selbstverständlich sich für das Gemeinwohl unentgeltlich zu engagieren, wird das mehr und mehr in Frage gestellt oder gar nicht mehr gesehen (z.B. wird es immer schwieriger politische Ämter auf freiwilliger Basis zu besetzen).
(1)Kirchenbote für den Kanton Zürich, Nr. 14/15, 6. Juli 2007, S. 14.

Freitag, 21. Februar 2014

Unbezahlte Arbeit

In der Schweiz wird mindestens die Hälfte der Arbeit unbezahlt gemacht. Natürlich ist das nicht alles „Freiwilligenarbeit“. Unsere Kultur sagt „ich bin selber für meinen Dreck verantwortlich, also reinige ich das Geschirr selber.“ Klar, das zahlt mir niemand. Klar? Noch sagt uns unsere Kultur das. Doch kulturelle Gegebenheiten sind nicht etwas Festes. Sie verändern sich. Und es kann dann folgende Aussage entstehen: „Ich bin doch kein Idiot und wasche das Geschirr – dafür gibt es Andere“. Das kann dann so verankert werden, dass der Andere (meist ja dann „die“ Andere) ein bisschen bezahlt wird. Ein Megatrend sehe ich in der Idee, dass alle Arbeit bezahlt werden muss. Das wird als Gerechtigkeit verstanden. In der sogenannten Arbeitswelt ist das Dauerthema. Dabei wird vergessen, dass dieses Prinzip, wirklich durchgängig angewendet, gar nicht gelebt werden kann. Es wird dann versucht zu sagen, dass Geschirr Waschen keine Arbeit sei. Oder dass das minderwertige Arbeit sei. Dazu sage ich: Wascht denen auf keinen Fall das Geschirr ab!
Wir sollten unbedingt die unbezahlte Arbeit höher schätzen als bezahlte. Bezahlung von Arbeit sollte nicht als Leistungslohn erfolgen. Also Arbeit sollte grundsätzlich nicht in Kategorien von „wertvoller“, „höhere Leistung“, „grössere Verantwortung“ oder gar „Marktwert“ eingeteilt werden. Wer arbeitet soll kein Einkommen, sondern ein Auskommen haben. Das sollte gewährleistet sein und auch genügen.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Wie soll ich dir begegnen?

Anweisungen aus Lukas 6,27-38:
- „Wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“
- „Wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht.“
- „Wer dich bittet, dem gib.“
- „Wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück.“
- „Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!“
- „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“
- „Richtet nicht.“
- „Vergebt.“
- „Gebt.“
Kann ich den Andern sehen oder sehe ich nur mich? Kann ich dem Gegenüber zuhören? Kann ich aus meinen Plänen aussteigen und mich dem Andern zuwenden? Kann ich meinen Weg für den Andern unterbrechen? Habe ich das Herz für diese Menschen? Habe ich Barmherzigkeit?
Das wäre dann ein Stück gelebter Liebe.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Zuschauen?

Gibt es Situationen, in denen ich einfach nur zuschauen kann oder auch muss, wenn einer zugrunde geht? Selbstschutz ist bei den Blaulichtorganisationen an oberster Stelle. Es ist niemandem geholfen, wenn mit dem Ertrinkenden auch der Retter ertrinkt.
So gibt es auch soziale Situationen in denen die Helfer – hilflos – zusehen müssen, wie jemand abstürzt, versinkt, stirbt, sich ins Abseits manövriert.
Ich habe die Aussage schon einige Male gehört: „Es hilft alles nichts. Wir können nichts tun. Wir müssen ihn lassen. Es muss ihm noch schlechter gehen, bis er sich helfen lässt.“
Ich als Christ muss nie nur zuschauen. Ich soll hinsehen, mich nicht abwenden. Und wenn ich auch nichts Tatkräftiges tun kann, kann ich tatkräftig beten.
Wie verhältst du dich in solchen Situationen?

Dienstag, 18. Februar 2014

Die Macht des Schwachen

Schwäche, Krankheit, Not kann auch einen Gewinn haben: Das verhilft dazu, dass man wahrgenommen wird, dass man Zuwendung erhält, dass man jemand ist, dass man einen Platz hat. Dieser Platz kann durchaus auch unter einer Brücke sein. Dieser Platz kann durchaus auch auf der Brücke sein, von der so viele gesprungen sind.
Das spüre ich als Helfender recht schnell. Diese Schwachen haben Macht. Sie haben Forderungen, erpressen mich. Und es macht mich wütend, ich empfinde eine Abneigung gegenüber solchen Personen, ich neige dazu mich von ihnen zu distanzieren. Ich fühle mich ausgenutzt und betrogen in meiner Gutmütigkeit.
Jesus sagt zu Paulus: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und Paulus schliesst daraus: „Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ (2. Kor. 12,9-10). Entscheidend und unterscheidend von allen andern Motiven sich der Schwachheit zu freuen und gar mit ihr zu hausieren, ist, dass es hier um Christi willen geschieht. Da wird nicht auf die eigene Mühle gemahlen.

Sonntag, 16. Februar 2014

Der Bedürftige

Er wird auch Klient, Hilfesuchender, Randständiger, Sozialhilfebezüger, IV-Rentner, Nächster, Schmarotzer, Schützling, Kunde, Patient, Insasse, Bewohner, Verwahrloster, Krimineller, Abschaum oder Minderbemittelter genannt. Schon die vielen Bezeichnungen, die je nach Situation und Ansicht entstehen, zeigen, dass die Menschengruppe, die auf Hilfe anderer Menschen angewiesen ist, überhaupt nicht zu fassen ist. Vielmehr ist einzusehen, dass jeder Mensch mehr oder weniger ein Bedürftiger war, ist und/oder sein wird. Es entspricht dem menschlichen Wesen, dass es nicht völlig unabhängig, ohne andere Menschen leben kann. Klar ist das beim Säugling. Gut sichtbar ist das bei Kranken, Alten oder Sterbenden. Aber auch der voll leistungsfähige, gesellschaftlich gut situierte Mensch ist immer wieder auch ein Bedürftiger. Zumindest ist er ein soziales Wesen, das nur sinnvoll und erfüllt leben kann, wenn er zwischenmenschliche Beziehungen hat. Diese funktionieren aber nur im Geben und Nehmen.
Wo ist denn die Grenze? Wann sehe ich jemanden als Hilfsbedürftiger? Wenn er mich um Hilfe bittet? Wenn ich finde, dass ihm geholfen werden muss? Wenn mir Andere sagen, dass der jetzt Hilfe braucht?
In Erste-Hilfe-Situationen ist das relativ leicht zu entscheiden. Wer ein akutes medizinisches Problem hat, dem kann und muss ich entsprechend helfen.
Wenn mir aber der junge Mann ohne Ausbildung und Job fragt, ob ich ihm Fr. 150.- gebe, damit er mit Andern einen Tag Skifahren gehen kann, beginnt mein Hin und Her, mein Abwägen und Fragen. Die Bibel gibt die Anweisung, dass wenn mich jemand bittet, ich es geben soll und es auch nicht zurückverlangen soll (Lukas 6,30). Mein von Erfahrung und Lehre geschulter Verstand sagt mir: Einfach geben, ist keine Hilfe. Hilfe für diesen jungen Mann wäre ein längerfristiger Plan in dem er selbständig werden kann.
Wann und bei wem beginnst du zu helfen?

Samstag, 15. Februar 2014

Der Renitente

Merkmal des Renitenten ist, dass er sich weigert, selber einen nächsten Schritt zur Verbesserung seiner Situation zu tun. Auf allen Gebieten des Sozial- und Gesundheitswesens gibt es Renitente. Der Depressive geht nicht zum Arzt und nimmt die Medikamente nicht. Der Messie lässt niemanden in seine Wohnung. Der Sozialhilfebezüger hält sich nicht an die Vorgaben der Behörden. Der Obdachlose geht nicht auf die Wohnungsangebote ein. Der über alle Ohren mit Schulden belastete, geht nicht zur Schuldenberatung. Der Arbeitslose sucht keine Arbeit. Solches Verhalten kann viele Gründe haben.
Weiteres Merkmal des Renitenten ist nun, dass er eine lange Geschichte erzählt, wie er in diese Situation gekommen ist. Meist stehen dabei für ihn negative Erfahrungen mit Instanzen im Vordergrund. Instanzen, die ihm helfen könnten. Seine Erzählung lässt nichts offen. Sie begründet, wie es ist und dass er nicht anders kann. Die Andern (…) sind schuld und müssten anders. Gewöhnlich sind solche Erzählungen ganz plausibel und als Zuhörer ist man geneigt, dem zuzustimmen. Würde man aber auch die andere Seite anhören, fielen wohl die meisten Argumente in sich zusammen. Bringt man anderslautende Erklärungen oder Belehrungen ein, zeigt sich der Renitente absolut immun.
Renitente haben einen Weg gefunden um durchs Leben zu kommen. Dieser Weg ist aber von aussen betrachtet nicht hilfreich. Es ist ein auf Erfahrungen eingeübtes Muster, gehört eher zum kindlichen Verhalten und basiert auf Selbstmitleid.
Kennst Du auch solches Verhalten?

Freitag, 14. Februar 2014

Barmherziger Samariter

Die Geschichte steht in der Bibel, im Lukasevangelium, Kapitel 10, ab Vers 25. Ein Schriftgelehrter fragt Jesus, was er tun müsse um das ewige Leben zu bekommen. Die Antwort gab er dann gleich selber: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Nun fragt er aber weiter und will wissen, wer denn sein Nächster sei. Und auf diese Frage antwortet Jesus mit der Gleichnisgeschichte des barmherzigen Samariters: Einer wurde von Räubern halb tot geschlagen. Er lag auf der Strasse. Ein Priester und ein Tempeldiener – beides angesehene, religiöse Herrschaften - gingen an ihm achtlos vorbei. Ein Samariter – eher verachtet und nicht gesellschaftskonform – nahm sich seiner an: 1. Er sah den Verletzten. 2. Es jammerte ihn, er hatte Mitleid. 3. Er ging zu ihm. 4. Er behandelte die Wunden und verband sie. 5. Er hob ihn auf und transportierte ihn in eine Herberge. 6. Er gab dem Wirt Geld und den Auftrag für den Verletzten zu sorgen. 7. Er sicherte die Versorgung indem er versprach auch die weiteren Kosten zu übernehmen.
Das Gleichnis endet mit der Feststellung, dass der barmherzige Samariter dem Verletzten der Nächste war.
Da leite ich doch einige Hinweise ab, wie und wem ich helfen soll – du auch?

Donnerstag, 13. Februar 2014

Mein Nächster

Auf die Frage, wer denn der Nächste ist, erzählt Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Demnach ist mein Nächster der, an den ich heranlaufe oder der, der an mich herantritt. Ich suche ihn nicht aus. Die Begegnung ergibt sich. Dem Nächsten begegne ich nicht geplant, es geschieht auf dem Weg, unverhofft.
Irgendwo habe ich gehört, dass wir heute in kurzer Zeit so vielen Menschen begegnen, wie früher der Durchschnittsmensch in seinem ganzen Leben Begegnungen hatte. Nun, auf jeden Fall habe ich viele Begegnungen und ständig wechselt mein Nächster. Ich frage mich, ob ich da nicht notwendigerweise an den meisten Hilfsbedürftigen, Nächsten vorbeigehen muss.
Was meinst Du?

Mittwoch, 12. Februar 2014

Masseneinwanderungsinitative

Von Deutschland (!) habe ich folgende einladenden Worte erhalten: „Wir sind sehr froh, dass Sie und Ihre Frau hier in Berlin diesen Einsatz tun wollen“. „Wir erwarten Sie im April und freuen uns auf Ihr Kommen“. Ich werde erwartet! Da spüre ich Gastfreundschaft. Da ist kein Misstrauen. Obschon ich ein Fremder bin, ein Ausländer, einer, der nicht weiss „wie’s läuft“, wird mir nicht von oben herab die Postordnung vorgelesen. Ich werde mich kulturell, sprachlich und in meinen Lebensgewohnheiten anpassen müssen – also Lernender sein. Aber das wird – so sieht es wenigstens zur Zeit aus – in einer Atmosphäre des Angenommenseins, des Dazugehörens, des Miteinanders geschehen.
Sicher finde ich auch, dass das Mindestanforderungen bei Christen sind, wie wir miteinander umgehen. Aber leider geht es in der Schweiz nicht in diese Richtung. Ich hoffe nicht, dass das Ergebnis der Masseneinwanderungsinitiative Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit, Igelmentalität, Schutz seines Reichtums, egoistische Gärtchenbesitzer-Beschützer und/oder Verteidigung der eigenen Brieftasche ist. Mir schwebt immer noch das Ideal der Bibel vor: „Nicht das Eigene suchen, sondern das, was dem Andern dient. Reichtum verblendet und führt ins Verderben. Gastfreundschaft steht ganz hoch im Kurs. Den Fremden und den Feind zu lieben und ihnen Gutes zu tun.“
Wir Schweizer tun gut daran, wenn wir uns das zu Herzen nehmen. Auf dem Papier ist das ja vorgespurt: „Das Schweizervolk …, im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken, im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,“ (Aus der Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung.

Dienstag, 11. Februar 2014

Abtreibung

Abtreibung ist keine Privatsache.
Eine Gesellschaft die eine Fristenlösung als Lösung für das Abtreibungsproblem sieht, ist nicht überlebensfähig. Denn damit zeigt die Gesellschaft eine tief verwurzelte Ablehnung des Lebens, die auch andere Lebensbereiche prägen wird oder auch schon prägt. Da wird auch anderes Leben als nicht lebenswert, als zweitrangig betrachtet. Da wird auch bei anderem Leben gesagt und getan, dass der Stärkere (hier die Mutter, dort der Prämien- oder Steuerzahler) den Schwächeren aus dem Leben räumen kann, wenn der im Wege steht. Das aber ist Rückschritt in die Barbarenzeit in der der Stärkere herrscht und der Schwächere unterliegt. In der Bundesverfassung hätten wir es noch, dass unsere Gesellschaft daran gemessen werden will, wie sie mit den Minderheiten und den Schwachen umgeht:

Die Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung
Im Namen Gottes des Allmächtigen!
Das Schweizervolk und die Kantone,
in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung,
im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit
und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,
im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme
und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit
zu leben,
im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegen-
über den künftigen Generationen,
gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Vol-
kes sich misst am Wohl der Schwachen, geben sich folgende Verfassung.

Samstag, 8. Februar 2014

Das Geschäft des Helfens

Das Sozialwesen in der Schweiz wird ab und zu als Sozialindustrie bezeichnet. Viel Geld wird da umgesetzt, viele Arbeitsstellen sind davon abhängig, viele Berufsbilder tummeln sich da und der Markt erweitert sich laufend. Prekär wird es da, wo der Auftraggeber auch gleich der Auftragnehmer ist. Das Sozialwesen braucht eine gute Kontrolle, die auch wieder kostet.
Da die Professionalisierung des Sozialwesens Berufsleute mit entsprechenden Ausbildungen erfordert, wird es teuer. Es gibt in den qualifizierten Berufgruppen meist einen Mangel an Arbeitskräften und damit einhergehend werden diese Berufe immer höher entlöhnt. Klar, da spielt der Markt.
Die „Vollkostenrechnungen“ führen in absurde Situationen. In den Altersheimen wird zur Zeit versucht zu definieren, was alles unter die „Betreuungskosten“ zu rechnen sei: Spaziergang, Gespräch, Post ins Zimmer bringen, Blumen giessen, einfach da sein?
In einem aktuellen Fall bezahlt der Heimbewohner pro Tag dafür Fr. 40.- und das ist recht günstig. In andern Zürcher Altersheimen kann es auch das Dreifache sein.
Es liegt auf der Hand, dass wir ein solches Sozialwesen längerfristig nicht bezahlen können. Es muss Leistungseinschränkungen geben. Und es muss für weniger Geld mehr gearbeitet werden.
Siehst Du das auch so?

Freitag, 7. Februar 2014

Zwei Lügen

Gestern habe ich einen gehaltvollen Vortrag von Monika Rivar gehört. Thema „Sich durchsetzen oder doch lieber nachgeben?“ Sie stellte zuerst den Kontext her: Für den Christen ist der Rahmen des Doppelgebots der Liebe „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten.“ (Matth. 22,37-39. Ja, es steht auch noch mehr da) gegeben. Es gilt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ (Bergpredigt, Matth. 6,33). Es gilt: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als ich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“ (Philipper 2,3-4).
Aber es gibt dabei zwei Lügen.
1. „Wenn ich Grenzen setze, bin ich egoistisch.“ Es gilt eben auch: In Gottes Schöpfung gibt es Grenzen wie Zeit, Tag und Nacht, Kraft, Gaben, Fähigkeiten,… Ich habe als Teil der Schöpfung meine Grenzen. Und die habe ich zu respektieren. Der gute Umgang mit dieser Spannung der beiden Extreme „Egoismus - sich selber aufgeben“ heisst „Hilfsbereitschaft“. Wenn ich Nein sage, enttäusche ich andere. Davor habe ich Angst. Doch ich darf andere enttäuschen. Wenn ich keine eigenen Grenzen respektiere und durchsetze, ende ich in den Schlussvarianten „ausbrennen“ oder „Isolation“. Dagegen ist zu sehen: Ich habe von Jesus zugesprochenes Lebensrecht. Ich bin ein Wesen mit Bedürfnissen. Und es gilt das Prinzip der Gleichwertigkeit: Ich stehe für mich ein und ich stehe für die Andern ein.
2. „Ich verletze andere, wenn ich Grenzen setze.“ Grenzen setzen ist keine Angriffswaffe, sondern Schutz. Somit bin ich nicht der verletzende Angreifer! Mein Gegenüber hat mit meinem Nein umzugehen. Das ist ihm zuzumuten. Wie mein Gegenüber das macht, ist nicht meine Verantwortung. Zudem ist zu bedenken: Auch Jesus hat sich abgegrenzt. Er lässt sich nicht von den Menschen bestimmen (Markus 1,32-38).

Mittwoch, 5. Februar 2014

Schweizer Sozialwesen

Die Schweiz hat ein gut ausgebautes Sozialwesen. Viele Hilfsbedürftige profitieren davon. Und es sind immer nur Einzelfälle, die von diesem Netz nicht gehalten werden können. Erfahrungsgemäss sind darunter wiederum viele, die sich weigern sich dem System einzuordnen. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon sind schlechte Erfahrungen mit Behörden und sozialen Institutionen. Andere wollen einfach so leben wie sie leben. Und wir haben nicht das Recht, sie zu einem anderen Lebensstil zu zwingen.
Die Sozialhelfer stehen immer in der Spannung des Ist- und Sollzustandes. Einerseits sehen sie die Lebenssituation und die Argumente der „Schutzbefohlenen“. Anderseits haben sie gesetzliche Auflagen und müssen Vorgaben erfüllen. Es ist nicht verwunderlich, wenn solche Berufsgruppen vor allem lernen, mit solchen Spannungen leben zu können um nicht selber aufgerieben zu werden. Manch solcher Profi kippt aber dann auch in ein routinemässiges Erledigen der anfallenden Verwaltungsaufgaben. Es ist eben für den Selbstschutz besser, wenn man den Menschen nicht zu gut kennt und ihm nicht zu nahe kommt. So sagte mir ein Amtsvormund, dass er die Lebensgeschichten seiner Klienten gar nicht wissen wolle, das würde ihm sofort zu viel.
Ich sehe, dass das öffentliche Sozialwesen schlussendlich die Lasten nicht tragen kann. Denn alles muss da finanziell abgegolten und abgebildet sein. Der Mensch, die Nächstenliebe, das Herz kommt da zu kurz.
Welche Erfahrungen hast Du in dieser Hinsicht gemacht?

Dienstag, 4. Februar 2014

Reine Motive?

Auch wenn das diakonische Handeln in Gottes Güte begründet ist, handelt kein Mensch nur selbstlos (altruistisch). Immer spielen auch egoistische Motive mit. Die können auch ganz versteckt sein und wenn überhaupt, erst bei genauem Hinschauen entdeckt werden. So ist manches, augenscheinlich selbstloses Handeln, in der Lebensgeschichte begründet: Kompensation von Mangel, Korrektur von erfahrenem Missständen, Anerkennung finden, einen Platz haben, ….
Bei mir schwebt oft die Idee mit, solange ich Schwächeren helfen kann, bin ich nicht so wie sie. Das kann man sogar biblisch begründen, denn „geben ist seliger als nehmen.“ (Apg. 20,35). Dass da ein Machtgefälle herrscht, das dem Geist Gottes widerspricht, muss ich mir immer wieder vor Augen führen.
Ein weiteres falsches Motiv, ebenfalls biblisch begründet, ist das des Abrechnens: „Wer gibt, der wird es vielfältig zurückbekommen.“ (Lk. 19,8) Ich muss (diakonisch) investieren, dann erhalte ich den himmlischen Lohn. Punkte sammeln im Himmel. Aufzeigen können, was ich alles getan habe. Das sind falsche Motive, die den gnädigen Gott aus den Augen verloren haben.
Welche unreinen Motive hast Du entdeckt?

Montag, 3. Februar 2014

Hilf mit!

Ich werde mich in nächster Zeit intensiver mit Fragen rund ums Helfen beschäftigen. Kurze Beiträge zum sozial-diakonischen Dienen sollen meine Einstellung, mein Denken und Handeln reflektieren. Es wäre bereichernd, wenn Du die Beiträge kommentieren würdest: Bestätigen, kritisieren, eigene Erfahrungen einbringen. Ich lade Dich dazu ein!

Samstag, 1. Februar 2014

Warum Helfen?

Der Grund und die Motivation des diakonischen Handelns ist von Gott her bestimmt: Er liebt alle Menschen. Er will, dass alle Menschen gerettet werden. Er will das Heil – ganzheitlich verstanden – für die Menschen. Er will das Leben für die Menschen. Er ist mit uns und will, dass wir mit ihm sind. Seine Liebe und sein Willen kommen gewöhnlich durch Menschen zu den Menschen. Diese vermittelnden Menschen haben etwas Besonderes: Sie wurden von der Liebe Gottes berührt. Sie sind durch Jesus Christus aus dem alten Leben in das neue Leben gerettet worden. Sie haben von Gott gewirktes Heil und Heilung erfahren. Sie leben mit Gott zusammen im Heiligen Geist. Von dieser Grundlage aus helfen sie. Aus Dankbarkeit gegenüber ihrem gütigen Gott. Aus Gehorsam gegenüber ihrem neuen Herrn. Aus Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen.