Mittwoch, 30. April 2014

Gottesdienst Nr. 08


27.4.2014 18.00 Uhr, Gottesdienst im Dom: Wir waren etwas zu früh da. Doch es warteten schon einige Gottesdienstbesucher still in den Kirchenbänken. Der Altar war beleuchtet und plötzlich ging ein Mann ans Mikrofon (das auch schon eingeschaltet war) und begann zu sprechen: „Ich heisse (glaube ich) David und bin ein Prophet Gottes. Ich habe Euch heute eine Botschaft….“ Da stand auch schon Pfarrer Filker neben ihm und so wie ich das beurteilen konnte, hat er ihm klar und deutlich gesagt, dass er das hier nicht machen dürfe. Auf jeden Fall zog der Prophet dann ab. Diese Spannung kenne ich: Der Prophet – wie auch immer er zur Einsicht kam, dass er ein Prophet sei – beruft sich auf seine göttliche Sendung und wenn er auf Widerstand stösst und ihm das Wort verweigert wird, fasst er es als Bestätigung seiner Berufung auf. Denn wie oft wurden die Propheten des Alten Testaments auch weggestossen, nicht angehört, ja gar verfolgt. Anderseits hat die Christliche Gemeinde eine Ordnung in die sich auch ein Prophet zu fügen hat. Sie kennt das prophetische Wort. Es ist aber nicht ausserhalb der Gemeinde, kommt nicht durch jemand Fremdes ungeprüft in die Gemeinde. Sondern die christliche Gemeinde hat selber dieses Wort. Und es ist eingegliedert, als Teil des ganzen Körpers, in dem Christus das Haupt ist.

Dienstag, 29. April 2014

Bunker an der Fichtestrasse


Berliner Unterwelten – der „Mutter-Kind-Bunker“ an der Fichtestrasse
Nachdem in London die Strassenbeleuchtung mit gasbetriebenen Laternen eingeführt war, holten sich die Berliner die Engländer, damit sie das auch in Berlin einrichten würden. An der Lindenstrasse entstand so die erste Strassenbeleuchtung mit Gas in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. Schnell kamen weitere Strassen dazu und es wurden Gaswerke (aus Steinkohle wurde am damaligen Stadtrand Gas produziert) mit Speichern gebaut. Einer dieser Speicher (Gasometer) ist hier an der Fichtenstrasse noch erhalten. In der Funktion des Gasspeichers stand er bis in die 1930er Jahre. Obschon das Naziregime propagierte, dass nie eine Bombe auf Berlin fallen werde, erliess eben dieses Regime ein Gesetz zum Schutz der Bevölkerung und zum Bau von Schutzbunkern. Der Bunker wurde für damalige Verhältnisse „bombensicher“ gebaut. Der Gasometer erhielt innen zwei bis drei Meter dicke Betonmauern. Dass er ein Vorzeigeobjekt zu Propagandazwecken war, zeigt sich in seiner übertriebenen Innenausstattung: Fliesenbeläge, teure Beläge in den Nassräumen, Doppeldecke um die Rohrleitungen optisch abzudecken, zwei Lifte, eine Belüftungsanlage für 80‘000 Personen (der Bunker hatte ein Fassungsvermögen von 6500 Personen, am grossen Bombentag vom April 1945 waren rund 30‘000 Personen in den Bunker gepfercht). Solche Bunkeranlagen standen nur einer einstelligen Prozentzahl der Berliner Bevölkerung zur Verfügung. Weit mehr Menschen suchten während der Bombardierungen Schutz in Kellern oder den U-Bahnen (U-Bahntunnels eignen sich übrigens sehr schlecht als Schutz vor Bombardierungen, weil sie oft nur wenig unter der Erde/Strasse gebaut sind). Ich staunte darüber, dass der Sechszylinder Deuz-Diselmotor noch lief. Er wurde vor unseren Augen mit Druckluft angeworfen. Genau diese Motoren wurden auch in die deutschen U-Boote eingebaut. Nun, der Bunker diente vor allem den arbeitenden Frauen und ihren Kindern als Schutz in der Nacht vor Bombenangriffen. Später nach dem Krieg wurde der Bunker als Gefängnis, Altersunterkunft und Lagerraum gebraucht. Ein Abreissen wäre zu teuer. So wurde er von einem Immobilieninvestor gekauft und nun sind in der Kuppel 13 Wohnungen des obersten Preissegments entstanden (pro Wohnung ca. 1,3 Mio. Euro). Dafür hat man eine schöne Aussicht über Berlin. Der Bunker selber wird vom Verein „Berliner Unterwelten“ erhalten und restauriert. So dass er Zeitzeuge ist und bleibt.

Gottesdienst Nr. 07

Fünf Minuten vor dem Gottesdienst: Der Glöckner in Aktion

Gottesdienst in der Stadtmission: In den Räumen des Zentrums der Stadtmission kommt auch eine koreanische christliche Gemeinde zu Bibelstunde und Gottesdienst zusammen. Ihr Pastor hält heute bei uns die Predigt zu Matthäus 7,1-12 (Teil der Bergpredigt). Er streicht hervor, dass wir nicht auf andere herabschauen sollen und uns einbilden sollen, dass wir mehr oder besser sind als andere. Zu oft beurteilen wir die Andern falsch. In der Geschichte von Martha und Maria meinen wir schnell, dass die schaffige Martha weniger geistlich sei als die Maria. Lesen wir aber im Kapitel 11 weiter von Martha werden wir eines besseren belehrt. Der Witz dazu: Die Frau beurteilt alles, vor allem ihre Nachbarin. Nun hängt diese ihre Wäsche im Garten auf. Da ruft die Frau schnell ihre Tochter und empört sich: „Schau, die Nachbarin hat Flecken auf ihrer weissen Wäsche!“ Die Tochter schaut und schaut noch einmal. Da sagt sie: „Mutter, die Flecken sind nicht auf der Wäsche der Nachbarin, es sind unsere schmutzigen Fensterscheiben.“ Dass es grundlegende Veränderung im Leben eines Menschen geben kann, macht uns der Prediger an der Lebensgeschichte von John Newton klar. Dass er dann auch noch mit unüberhörbarer Stimme „Amazing graze“ anstimmt, stimmt. Nun, die Predigt ging noch viel länger und hatte auch noch mehr Inhalt: Von der Bergpredigt zur Auferstehung des Lazarus, über die Grundlagen des Gebetes und dem Doppelgebot der Liebe auch zu einer Geschichte über grüne und blaue Menschen die in Stämmen leben und nichts voneinander wissen wollen bis ein Junge vom andern Stamm sich verletzt und von diesem „teuflischen“ Stamm gepflegt wird.

Montag, 28. April 2014

Gesundheitsamt


Ich war auf dem Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf zur Belehrung gemäss Paragraph 43 Abs. 1 Nr. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG). Mit der Nummer 404 in der Hand wartet man im Wartezimmer bis die Nummer an der Wand rot aufleuchtet. Dann geht man zum Schalter und die Papiere inklusiv Personalausweis werden geprüft. Anschliessend sitzt man mit etwa 20 andern in einem Vorführraum und wartet und schaut den schwarzen Flachbildschirm mit dem Namen Samsung an. Interessant ist, dass vorne ein Babyphon eingeschaltet ist. Vermutlich braucht das der, der uns den Film zeigt. So kann er während des Films draussen sein und hört, wenn‘s fertig ist. Im Wesentlichen war der Inhalt der Belehrung: Krankheitskeime sind im Umgang mit Lebensmitteln gefährlich. Sie werden vor allem über die Hände übertragen. Darum Händewaschen. Und wenn Krankheitszeichen auftreten zum Arzt und nicht mehr zur Arbeit. Auf jeden Fall habe ich dann die Bescheinigung erhalten. Siehe Foto. Und habe in der Bahnhofsmission am Zoo einige Male mehr die Hände gewaschen als sonst.

Samstag, 26. April 2014

Bahnhofsmission 03



Besuch des jährlich stattfindenden Bahnhofsmissionsfestes am Bahnhof Zoo. Viele Leute waren anwesend, da gabs gratis Kebab, Linsensuppe von der Feuerwehr, Kleider von der Polizei, Grill. Musik und einen Gottesdienst mit Pfr. Filker. Liebe Leute getroffen und unserem Besuch aus der Schweiz (Johanna, Claudia, Simon, Sophie und Laura) die Einrichtung gezeigt.

Bahnhofsmission 02


Das Leitbild der Bahnhofsmissionen in Deutschland
Beschlossen von der Konferenz für kirchliche Bahnhofsmission in Deutschland am 22.09.2004 in Bad Herrenalb
1. Die Bahnhofsmissionen sind Einrichtungen der Evangelischen und Katholischen Kirche in Deutschland in unterschiedlicher örtlicher Trägerschaft. 2. Die Bahnhofsmission ist Teil der freien Wohlfahrtspflege. 3. Ausgehend von ihren Wurzeln beschreibt das Leitbild Ziele, Aufgaben, Organisation, Arbeitsweisen und die Dienstgemeinschaft der Bahnhofsmission. 4. Das Leitbild richtet sich an die Mitarbeitenden und Verantwortlichen. 5. Es soll ihnen die Identifikation mit der Bahnhofsmission und ihrer Arbeit erleichtern. 6. Der Öffentlichkeit gibt es Auskunft über die Ziele der Arbeit und die Art und Weise, wie sich Bahnhofsmission an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligt. 7. Das Leitbild steht in der Spannung zwischen Bestehendem und Anzustrebendem. 8. Es wird regelmäßig überprüft.
1. (Woher wir kommen) Die Wurzeln der Bahnhofsmission
1. In Folge wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen in der Gesellschaft des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts kamen Mädchen und junge Frauen vom Land in die Städte, um dort bezahlte Arbeit und Unterkunft zu finden. 2. Auf sich selbst gestellt gerieten sie oft in schwierige, teils gefahrvolle Lagen, wie zum Beispiel Prostitution oder Wohnungslosigkeit. 3. Um hier Abhilfe zu leisten, organisierten sich freiwillig vorwiegend Frauen, die aus christlicher Gesinnung versuchten, Mädchen und junge Frauen bereits bei ihrer Ankunft an den Bahnhöfen zu empfangen und ihnen Hilfe anzubieten. 4. So entstanden Bahnhofsmissionen als Orte der Hilfe und des Schutzes. Die Verantwortlichen der Bahn unterstützten die Präsenz der Bahnhofsmissionen an den Bahnhöfen. 6. Von Anfang an wurde der Dienst haupt- und ehrenamtlich von Frauen und Männern geleistet, die zur Unterstützung ihrer Ziele ein kirchliches, kommunales und internationales Netzwerk aufbauten.
7. In den Bahnhofsmissionen vor Ort wurde zunächst konfessionell getrennt gearbeitet, während sie sich heute zunehmend als eine ökumenische Bahnhofsmission verstehen. 8. Die „Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission in Deutschland“ ist die seit 1910 bestehende Arbeitsgemeinschaft zwischen den beiden Dachverbänden der evangelischen und katholischen Bahnhofsmissionen. 9. Im Laufe der Zeit erweiterte sich die Arbeit der Bahnhofsmission vom Mädchen- und Frauenschutz zu einem Angebot für alle Menschen am Bahnhof. 10. Im Nationalsozialismus und in der DDR (mit Ausnahme der Bahnhofsmission Berlin-Ostbahnhof) waren die Bahnhofsmissionen verboten. 11. Bahnhofsmission definiert sich über ihren Platz am Bahnhof, nicht über eine bestimmte Zielgruppe. 12. Die gesellschaftlichen Veränderungen bestimmen den sozialen Brennpunkt Bahnhof und damit auch die Arbeit der Bahnhofsmission.
2. (Was wir glauben) Das Gottes- und Menschenbild der Bahnhofsmission
1. Gott will und liebt jeden Menschen. 2. Er nimmt ihn an vor jeder Leistung, auch im Scheitern und in Schuld und verleiht ihm damit eine unverfügbare Würde. 3. Die Bahnhofsmission ist gelebte Kirche am Bahnhof und damit Ort diakonischen Handelns. 4. Mit ihrer Arbeit veranschaulicht sie das Evangelium in Tat und Wort. 5. In ihrem Handeln wird die Menschenfreundlichkeit Gottes für Einzelne persönlich erfahrbar und in der Gesellschaft wirksam. 6. Auf der Grundlage dieses Glaubens handeln die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission.
3. (Was wir wollen) Die Ziele der Bahnhofsmission
1. Die Bahnhofsmission leistet ihren Beitrag dazu, dass Menschen ihr Leben selbstbestimmt und würdevoll gestalten können. 2. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt Menschen mit Behinderungen. 3. In ihrer Arbeit wirkt sie auf Chancengleichheit für Frauen und Männer hin. 4. Die Mitarbeitenden nehmen gesellschaftliche Veränderungen frühzeitig wahr und reagieren angemessen auf die daraus entstehenden Notlagen. 5. Die Bahnhofsmission macht Themen und Probleme öffentlich und engagiert sich in lokalen Initiativen, politischen und kirchlichen Gremien und Arbeitskreisen. 6. Die Bahnhofsmission bietet Möglichkeiten zu ehrenamtlichem Engagement, fördert dies auf breiter Basis und leistet damit einen Beitrag zu sozialer Verantwortung und Solidarität in unserer Gesellschaft.
7. In der Bahnhofsmission treffen Menschen unterschiedlichster Kulturen zusammen. 8. Die Bahnhofsmission setzt sich dafür ein, dass in dieser Begegnung andere Kulturen erfahren und Vorurteile abgebaut werden können. 9. Darin sieht die Bahnhofsmission ihren Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben aller Menschen. 10. Kulturelle Vielfalt wird in der Arbeit der Bahnhofsmission geschätzt und kann auch in der Zusammensetzung des Teams sichtbar werden. 11. Für die Erfordernisse eines zusammenwachsenden Europas und der wachsenden Mobilität unserer Gesellschaft nutzt die Bahnhofsmission ihre europäische Vernetzung. 12. Die ökumenische Ausrichtung der Bahnhofsmission ist gleichermaßen Herausforderung und Chance zu einem weiteren Zusammenwachsen der christlichen Kirchen. 4. (Was wir tun) Das Angebot der Bahnhofsmission
1. Das Gottes- und Menschenbild der Bahnhofsmission wird verwirklicht durch folgende Prinzipien: 2. a) Personalität: Die Bahnhofsmission unterbreitet in aller erster Linie ein personales Angebot. b) Sie bietet jedem Menschen Unterstützung, Beratung, Begleitung und Vermittlung an unabhängig von Geschlecht, Alter, Konfession, Nationalität und sozialem Status. 3. Solidarität: Die Bahnhofsmission hat die strukturellen Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten im Blick und klagt Veränderungen ein. 4. a) Subsidiarität: Die Bahnhofsmission gibt ganzheitliche Hilfe zur Selbsthilfe. b) Sie achtet die Selbstbestimmung des hilfesuchenden Menschen. c) Ihr Handeln zielt auf die Entfaltung der Eigenkräfte der Hilfesuchenden. Die Bahnhofsmission leistet ihre Arbeit mit Kompetenz und Engagement. 6. Ihre Aufgaben sind in Standards dargelegt. 5. (Wie wir miteinander umgehen) Die Umgangskultur der Bahnhofsmission
1. Die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission sind wichtigster Garant für das Gelingen der Arbeit. 2. Sie arbeiten partnerschaftlich zusammen. 3. Ehrenamtliches Engagement ist in vielfältigen Formen erwünscht und auch befristet möglich. 4. Mitarbeitende bringen ihre Kompetenzen in den Dienst ein. 5. Sie reflektieren ihr Handeln und kooperieren im Team. 6. Konflikte werden lösungsorientiert bearbeitet. 7. Die Leitungen und Träger sind sich ihrer besonderen Verantwortung und Vorbildfunktion bewusst. 8. Sie praktizieren einen dialogischen Führungsstil, der sich durch Kooperation und Klarheit auszeichnet.
9. Wichtige Aufgaben sind dabei die Begleitung aller Mitarbeitenden, die Stärkung der Eigenverantwortung und die Entwicklung des Teams. 10. Auf der Bundes-, der regionalen und der örtlichen Ebene werden Aufgaben und Schwerpunkte in gemeinsamer Verantwortung abgestimmt und wahrgenommen. 11. Innerhalb des Systems Bahnhofsmission sind die Verantwortungsebenen und Entscheidungsprozesse transparent und nachvollziehbar.
6. (Mit wem wir arbeiten) Bahnhofsmission im sozialen Gefüge
1. Die Bahnhofsmission weiß, dass sie gleichzeitig in Kooperation und Wettbewerb mit anderen sozialen Organisationen in der Gesellschaft steht. 2. Sie stellt sich diesem Wettbewerb und ist bereit zur Innovation. 3. Sie nutzt und gestaltet für ihre Aufgaben ihre eigenen verbandlichen und andere Netzwerke oder baut diese auf. 4. Die Bahnhofsmission steht in engem Kontakt zu den örtlichen Kirchengemeinden, sucht vorrangig die Kooperation mit Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege und arbeitet partnerschaftlich mit der Deutschen Bahn AG zusammen.
7. (Wie wir uns darstellen) Bahnhofsmission im öffentlichen Bewusstsein
1. Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen und in allen Medien ist existentiell notwendige Aufgabe der Bahnhofsmission. 2. Sie wirkt in den kirchlichen und gesellschaftlichen Raum. 3. Sie macht die Arbeit der Bahnhofsmission bekannt und positioniert diese im Netz sozialer Einrichtungen. 4. Jede einzelne Mitarbeiterin, jeder einzelne Mitarbeiter prägt das Bild der Bahnhofsmission in der Öffentlichkeit. 5. Die Bahnhofsmission ist erkennbar an Logo, einheitlicher Dienstkleidung und Werbemitteln. 6. Unter dem Motto: „Menschlichkeit am Zug“ ist sie in der Öffentlichkeit bekannt.
8. (Wie wir mit Gottes Schöpfung umgehen) Die Verantwortung der Bahnhofsmission für Ressourcen
1. Die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission übernehmen Verantwortung für ihre Umwelt als Gottes Schöpfung. 2. Dies bedeutet, mit Fähigkeiten und Kompetenzen aller Mitarbeitenden sorgsam umzugehen, Materialien effektiv einzusetzen und so bewusst Ressourcen zu schonen.
9. (Wie wir gute Arbeit garantieren) Die Fachlichkeit der Bahnhofsmission
1. Die Bahnhofsmission stellt ihre Fachlichkeit sicher, indem sie ihre Mitarbeitenden gezielt auswählt und gut ausbildet. 2. Für die unterschiedlichen Aufgabenbereiche werden spezifische Fortbildungen angeboten. 3. Die Bahnhofsmission erarbeitet und nutzt Instrumente der Qualitätsentwicklung
(http://bahnhofsmission.de/UEber-Uns.9.0.html)

Donnerstag, 24. April 2014

Zoo


Besuch im Berliner Zoo. Auf weitem, schön gepflegtem Gelände, sind die Tiere zu bestaunen, die üblicherweise in Zoos sind. Immer wieder schön die Affen und Elefanten. Beim Nashorn kam der Gedanke auf, dass der Zoo so eine Art geschlossene Tierpsychiatrie ist. Dieses mächtige Tier zieht unaufhörlich im Gegenuhrzeigersinn seine Bahn. Diese bildet im Berliner Sand schon eine richtig tiefe Spurrinne. Die grossen Raubkatzen, auch wenn sie nicht Tiger sind, tigern sie hin und her, am liebsten vor dem geschlossenen Schieber, der in den andern Raum führt. Die Tiere sind sicher gut gehalten, da wird viel investiert für Sauberkeit und gutes Futter. Aber Freiheit ist etwas anderes. Die Pinguine stehen einfach nur da. Mir kommt der Unterschied zwischen Mensch und Tier hier richtig nah. So einfach da stehen und nichts tun, auf’s Fressen warten, damit hätte ich grösste Schwierigkeiten.

Mittwoch, 23. April 2014

Paul Gerhardt


Mittenwalde ist bekannt durch Paul Gerhardt. Wir besuchten vergangene Woche die grosse Kirche, in der er gewirkt hatte und die zur Zeit innen restauriert wird.
Paul Gerhadt wurde im Jahre 1607 geboren und starb 69 jährig. Er war evangelisch-lutherischer Theologe und ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenliederdichter. Bekannte und noch heute häufig gesungene Lieder sind zum Beispiel: „Wie soll ich dich empfangen“, „Ich steh an deiner Krippen hier“, „Befiehl du deine Wege“, „Du meine Seele singe“, „Ich sing dir mit Herz und Mund“, „,O Haupt voll Blut und Wunden“, „Sollt ich meinem Gott nicht singen“. Schon als Kind spürte er die Leiden des Dreissigjährigen Krieges. Er war 12 Jahre alt, als sein Vater starb, drei Jahre später starb seine Mutter. Er studierte an der Universität Wittenberg und finanzierte sich als Hauslehrer. Er ging nach bestandenem Examen 1643 nach Berlin. Die Folgen des Dreissigjährigen Krieges, die grassierende Pest, die Pocken und die Ruhr hatte die dortige Bevölkerung um mehr als die Hälfte reduziert. Hier diente er an der Nikolaikirche als Pfarrer und lernt da auch Johann Crüger, den Kantor kennen. 1651 trat er in Mittenwalde sein Amt als Pfarrer an. 1655 heiratete er Anna Maria. Vier von fünf seiner Kinder starben früh. 1657 wurde er als zweiter Diakon an die Berliner Nikolaikirche gewählt. Die Familie bewohnte in dieser Zeit eine Wohnung in der Stralauer Strasse 38. Der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund war 1613 vom lutherischen zum calvinistischen Bekenntnis übergetreten. Somit war das die offizielle Religion. Er gestattete seinen Landeskindern aber, dass sie diesen Übertritt nicht vollzogen und machte damit eine Ausnahme in der gängigen Praxis. Die konfessionellen Spannungen waren aber da und sie sollten in den Berliner Religionsgesprächen entschärft werden. Paul Gerhardt war einer der Teilnehmer. Nach 17 Sitzungen wurden diese 1663 ergebnislos abgebrochen. Gerhardt wurde wie viele andere Pfarrkollegen entlassen, als er sich weigerte ein Toleranzedikt zu unterschreiben. 1667 starb seine Frau. 1668 wurde er in Lübben (Spreewald), das damals nicht zu Brandenburg gehörte, Pfarrer. 1676 stirbt er in bescheidenen Verhältnissen. Aktuell: Sarah Kaiser ist eine Jazzsängerin, die Paul Gerhardts Lieder neu interpretiert.

Dienstag, 22. April 2014

Notschlafstelle im Zelt


Im vergangenen Winter bis jetzt wurde am Innsbrucker Platz eine neuartige Notschlafstelle betrieben. In einem Zelt, das durch ein Warmluftgebläse mit etwas Überdruck aufgespannt ist, können die Obdachlosen an der Wärme und mit recht viel Platz in einer freundlichen Umgebung sich ausruhen. Wir durften mit einer Gruppe freiwilliger Helfer von der Stadtmission mitfahren und uns diese Notschlafstelle anschauen.

Berliner Zeitung 19.02.2014
Stadtmission Berlin Österreicher sponsert Zelt für Obdachlose

Von Julia Haak
Notunterkünfte für wohnungslose Menschen sind im Winter überfüllt. Jetzt bietet die Berliner Stadtmission in einer beheizten Traglufthalle 60 Betten zum Übernachten an. Die Kosten von 300.000 Euro bezahlt ein österreichischer Unternehmer.
Weiß, glatt und neu hebt sich die Traglufthalle von ihrer ramponierten Umgebung ab. Der ehemalige Güterbahnhof Wilmersdorf am Innsbrucker Platz ist ein zerstörter Ort: kaputte Fensterscheiben, eine verlassene Rampe, ein löchriges Gebäude. Davor steht seit einigen Tagen eine Halle, wie man sie von Messen kennt oder auch als Winterschutz für Tennisplätze und Schwimmbäder. In dieser hier schlafen Menschen. Seit Dienstagabend übernachten Obdachlose in dem aufgeblasenen Zelt. Die Berliner Stadtmission konnte durch die Spende eines Unternehmers an diesem Ort eine weitere Notunterkunft mit 60 Plätzen eröffnen.
Am Eingang muss jeder durch eine Drehtür. Dahinter ist es warm. Die Tür sorgt dafür, dass die Wärme und die Luft drinnenbleiben. Denn das Ganze funktioniert mit Überdruck. Der Luftdruck hat die 4500 Kilogramm schwere Zeltplane innerhalb von zwei Tagen neun Meter in die Höhe gehoben. Permanent wird weiter Luft hinein gepumpt, damit das so bleibt.
50.000 Euro für Grundstücksmiete und Betrieb
Der Mann, der das möglich gemacht hat, heißt Martin Richard Kristek. „Unternehmer“, steht auf seiner Visitenkarte und ein Spruch von Henry Ford: „A business that makes nothing but money is a poor business“, ein Geschäft, bei dem es nur um Geld geht, ist ein schlechtes Geschäft. So eines wollte der Österreicher Kristek wohl nicht führen. Also hat er für 250.000 Euro eine Halle gekauft und sie auf das Gelände des alten Güterbahnhofs gestellt, damit dort nun arme Menschen ohne Wohnung die Nacht verbringen können.
Das kostet Kristek weitere 50.000 Euro für Grundstücksmiete und Betrieb für die Saison. Zwei Techniker aus seinem Unternehmen betreuen die Halle rund um die Uhr. „Ich kann es mir leisten, also mache ich das einfach“, sagt Kristek. Er ist Inhaber des nicht unumstrittenen Hamburger Energie-Dienstleisters Care Energy. Über einen längeren Zeitraum hat er in der Hansestadt jeden Abend Suppe an Bedürftige ausgeteilt. Aber eine Traglufthalle als Notunterkunft, das hat vor ihm wohl noch keiner gemacht.
Der Stadtmission kommt diese unkomplizierte Art der Unterstützung gerade recht. Das Unternehmen der evangelischen Kirche betreibt die Halle. Bisher gibt es dafür keine öffentliche Finanzierung, aber vielleicht kommt das noch. 480 Notübernachtungsplätze hat Berlin. 100 davon bietet die Stadtmission am Hauptbahnhof an. Aber in den Wintermonaten stehen jeden Abend 150 bis 200 Menschen vor der Tür. „Wir weisen niemanden ab“, sagt der Direktor der Stadtmission Hans-Georg Filker, aber die Einrichtung am Hauptbahnhof sei seit Jahren an ihrer Kapazitätsgrenze. Bevor „jemand im Gebüsch vor sich hin verendet“, wie es Filker ausdrückt, wird eben zusammen gerückt.
Das ist in der Traglufthalle vorerst nicht nötig. 32 mal 34 Meter ist sie groß. 60 Feldbetten stehen darin. Mit Stellwänden haben Mitarbeiter Männer- und Frauenbereiche abgetrennt. Duschzeug liegt bereit, in einer Ecke steht ein Dusch- und Toilettencontainer. Acht Männer waren in der vergangenen Nacht bereits da.
Notübernachtungen sollen spartanisch sein
„Sie standen in der Warteschlange vor der Einrichtung an der Lehrter Straße am Hauptbahnhof. Wir haben gefragt, wer mit dem Kältebus hierher mitfahren will und diese wollten. Wir zwingen keinen“, sagt Ludwig Grünert, der das Projekt im Zelt oder der Wärmelufthalle, wie die Stadtmission dazu sagt, mit einem Kollegen leitet. Ehrenamtliche kommen dazu. Es wird Essen ausgegeben, Streit geschlichtet, nach Läusen gesucht und Krätze behandelt – ganz so wie auch an der Lehrter Straße.
Die Feldbetten stehen auf dem nackten Pflaster, aber der Wärme tut das keinen Abbruch. Ein surrendes Geräusch ist permanent zu hören. Das ist das Gebläse. Betrieben wird es mit Stromaggregaten. Geheizt wird mit Flüssiggas. Umweltverträglich und autark sei das, sagt Kristek. Die Technik misst Windstärke und Außentemperatur und regelt Luftdruck und Heizung dann allein.
Ob die Obdachlosen von soviel Hightech beeindruckt sind, kann man sie tagsüber nicht fragen. Wie auch in anderen Notunterkünften, müssen die Gäste morgens die Halle verlassen. „Notübernachtungen sind bewusst spartanisch gehalten. Es ist nur ein Schritt aus der Not heraus, in die Menschen geraten sind“, sagt Stadtmissionsdirektor Filker.

Montag, 21. April 2014

Humor Nr. 2

Da fühlt man sich doch gleich geborgen

Wie in Eglisau die Brückengeländer müssen in Berlin die Fahrradständer schön warm haben.

als Berner brauch ich da etwas Zeit um draus zu kommen...

Noch eine Geschichte von vergangener Woche: Währendem wir zu dritt Kleiderspenden sortieren, kommt plötzlich die Meldung, wir müssten jetzt zu einer „Arbeitsschutzbelehrung“. Das machten wir dann auch. Zehn Mitarbeiter sitzen da in einem Besprechungsraum mit dem Namen „Zürich“ und der Vorgesetzte liest aus einem Dokument mit folgendem Inhalt: Selbstschutz, Fluchtwege, Stolpern vermeiden, Steckdosen müssen in Ordnung sein, Leitern müssen gesichert sein, Arbeitsschutzkleidung, Arbeitszeit einhalten, An- und Abwesenheitsmeldung an den Vorgesetzten, richtiges Heben und Tragen von Lasten, ab 35 kg müssen zwei, ab 70 kg drei Personen tragen, Verbandskasten, Verbandskontrollbuch, Feuerlöscher, fachgerechte Entsorgung, Kasse, Brandschutzordnung, „feststellen, dass bei Brand niemand auf Toilette oder ähnlichem ist“, Sicherheitsbeauftragter und Ersthelfer-Ausbildung (die in dieser Gruppe niemand hat). Dann gab‘s einen Eintrag mit Unterschrift ins „Belehrungsbuch“.

Sonntag, 20. April 2014

Gottesdienst Nr. 06


Bei schönstem Wetter feierten wir heute mit der Gemeinde im Zentrum der Stadtmission den Ostergottesdienst. Im Park vor dem Gemeindezentrum wurden Bänke und Tische und ein Altar mit Kreuz und Bibel aufgebaut. Der Gottesdienst bestand vor allem aus dem gemeinsamen Brunch. Jeder brachte etwas mit und ein grosses Buffet entstand. Melonen, Tomatensalat, Zopf, Eier, Kuchen, Brötchen, Käse, Fleisch, grüner Salat,…. Nachdem die erste Runde Essen vorüber war, predigte Thomas Hölzemann zum Text von Paulus, 1. Korinther 15 über die Kraft und Grundlage der Auferstehung Christi für unser Leben. Ja, unser Glauben, all unser frommes Tun wäre umsonst, wäre sinnlos, wenn Jesus nicht wirklich und wahrhaftig auferstanden wäre. Aber er ist es! Und das feiern wir an Ostern. Der Osterwitz hat auch nicht gefehlt: Ernst Müller stand vor der Himmelspforte. Petrus öffnet. Der Mann vor ihm sagt: „Ich bin Ernst Müller von Mü…“ Dann ist er plötzlich nicht mehr da. Petrus schliesst etwas verwirrt die Himmelstür wieder. Kurz darauf klopft es wieder: „Ich bin Ernst Müller von Mü…“ Und wieder war dieser Mann vor den Augen Petri verschwunden. Das geschieht (natürlich…) noch ein drittes Mal. Jetzt sagt sich Petrus: „Da komme ich nicht mehr mit. Ich frage Gott, was da abgeht. Er weiss ja alles.“ So geht er zu Gott und fragt. Dieser antwortet ihm und sagt: „Ah ja, der Ernst Müller. Der ist jetzt gerade in München dreimal reanimiert worden.“
Mit dem Ostergruss: „Er ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.“
Es war wirklich ein fröhlicher, echter und tiefer Ostergottesdienst. Die kleine Gemeinde lebt, hat einige starke Persönlichkeiten, trägt die Schwachen, ist Studenten eine Heimat und freut sich an den Besuchern. Wenn wir gleich beim Abwasch mithelfen konnten, zeigt das die Nähe und Vertrautheit in diesem Gemeindeleben hier.

Gottesdienst Nr. 05


Osternacht-Gottesdienst im Hauptbahnhof
20.55 Uhr. Der Pfarrer kommt in Talar mit Beffchen die Rolltreppe herunter. Ein Altar mit einem grossen Kreuz, offener Bibel und Blumen ist mitten im Bahnhof aufgebaut. Passanten schauen neugierig und machen Fotos. Die Scheinwerfer gehen an und ein erstes Lied wird angestimmt. Die Evangelistische Predigt von Pfr. Filker zu Lukas 24,13-29 (Emmausjünger): Jesus erkennen, mit ihm gehen, in den Zug einsteigen, den richtigen Zug nehmen, die richtige Richtung nehmen. Eine echte Herausforderung bei einfahrenden ICE, Regional und S-Bahnen den roten Faden zu behalten. Gospelchor „inspired!“ aus Berlin begleitete den Gottesdienst. Musikanlage funktionierte leider nicht richtig. Etwa 500 Leute waren da versammelt. Auch viele Passanten. 450 Hefte mit Liturgie/Lieder verteilt. Werbung und Kollekte für die Arbeit der Stadtmission. So zeigt sich Kirche in der Öffentlichkeit auch wirkungsvoll und klar.

Samstag, 19. April 2014

Freiheitsentzug


Die Geschichte prägt das Heute: Der fürsorgerliche Freiheitsentzug, den wir in der Schweiz kennen, gibt es so in Deutschland nicht. Während der Nazizeit wurde zur „Säuberung“ der Rasse und des Volkes ganzen Gruppen die Freiheit entzogen. So wurden geistig Kranke und auch körperlich Behinderte zuerst aus ihrer Umgebung genommen und dann vergast. (Quelle: Christoph Strohm, Die Kirchen im Dritten Reich, S. 92ff. Die Aktion T4 – Dienstsitz der Verantwortlichen war die Tiergartenstrasse 4 in Berlin – kostete ungefähr 70‘000 Menschen das Leben) Auch andere Normverstösse wie Vandalismus, Brandstiftung oder Beschädigungen von Eisenbahnanlagen konnten ab 1933 mit dem Tode bestraft werden. „Schutzhaft“ wurde schon bei Bagatelldelikten ausgesprochen. (Quelle: Maren Lorenz, Vandalismus als Alltagsphänomen, S. 76). Das wirkte sich auf die Gesetzgebung nach dem Krieg aus. Jetzt ist man sehr vorsichtig mit dem Freiheitsentzug – besonders wenn es um Krankheit oder Behinderung geht. So sind die deutschen Gesetze in Bezug auf zwanghafte Massnahmen sehr zurückhaltend. Eine Zwangsmassnahme kann praktisch nur dann erfolgen, wenn jemand das Leben von sich selber oder jemanden anders unmittelbar gefährdet. So wird die Polizei nicht einschreiten, wenn mir jemand verbal droht mich umzubringen. Es kommt offenbar nicht einmal zu einer Verhaftung, wenn jemand mit dem Messer bedroht wird. Erst wenn die Attacke/Verletzung erfolgt ist, kommt es zu Massnahmen. Die Menschen, die ich barfuss, in zerlumpten Kleidern mit Zuckungen und lästerlichem Rufen in den Bahnhöfen sehe, oder die Obdachlosen, die irgendwo mit einer oder mehreren Flaschen Alkohol neben sich mitten auf öffentlichen Plätzen schlafen - der Polizei ist es zwar möglich diese wegzuweisen, sie kann auch ein Hausverbot aussprechen. Mehr aber nicht. Manchen von ihnen wäre aber echt geholfen, wenn sie zwangsweise in eine psychiatrische Behandlung gebracht würden, um mit den nötigen Medikamenten einigermassen lebenswert aufgerichtet zu werden. Manchen von ihnen wäre auch echt geholfen, wenn sie zwangsweise medizinisch-körperlich behandelt werden könnten. Da ist als Beispiel der Mann, dem der Eiter aus beiden Füssen fliesst. Das könnte medizinisch behandelt werden. Und erfahrungsgemäss sind so behandelte – auch nach einer Zwangsmassnahme – dankbar und glücklicher als vorher. Natürlich ist das eine Gratwanderung. Man kann ja bekanntlich niemanden zum Glück zwingen. Und das ist auch gut so, weil wir ja keinen Konsens haben, was denn Glück wirklich ist. Aber da denke ich an unsere Jahreslosung: „Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ Da ist die Verkündigung des Evangeliums mehr wert und bringt mehr „Erfolg“ als jegliche Zwangsmassnahme. Dennoch, wenn ich obdachlos, mit Schmerzen und Angst dahinvegetiere bin ich kaum offen für solche Worte. Gott ist mir dann nahe – ganz sicher. Aber ob ich ihm nahe sein kann?

Freitag, 18. April 2014

Gottesdienst Nr. 04


Karfreitags-Gottesdienst
Predigt von Thomas Hölzemann: In Berlin lernt man wegschauen. Es gibt so viel das stört und nicht in unser Bild passt. Eigentlich müssen wir gar nicht lernen wegzuschauen. Das ist in uns drin. Wohl oft auch als Selbstschutz nötig. Aber wir dürfen nicht überall wegschauen, wo’s uns nicht passt. An Karfreitag dürfen wir nicht von Jesus am Kreuz wegschauen, der uns so beschrieben wird: „Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber heilten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf das wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53,2-5) So gilt für uns ein dreifaches Hinschauen:
1. Auf den Schmerzensmann Jesu am Kreuz. Er kennt und ist da, wenn Krankheit, Sterben, Zweifel, Unverständnis, Not und Leiden da ist. Da gehört unser Glaube ebenso hin, wie wenn Freude, Glück, Aufbruch, Heilung und Wachstum geschehen.
2. Der notwendige Blick. Da auf Golgatha, am Kreuz Jesu sehe ich das Wesen von Gott. Da und nur da erkenne ich was Gott will: Heilung, Gerechtigkeit, Herstellung. Im Kreuz sehe ich die Leidenschaft Gottes. Da gibt er sich selber hin. Da wird das Notwendige von Gott getan. Gottes Wesen, seine Leidenschaft sehe ich hier in Reinform.
3. Der Blick zu mir. Da geht es nicht nur um Jesus. Es geht auch um mich. Hier finde ich Antwort und Ruhe für mein Suchen, meine Krankheiten, Schmerzen, meine Sünden, Missetaten.
Darum ist Karfreitag der wichtigste Feiertag im Kirchenjahr.
Mit dem Abendmahl – im Halbkreis am Tisch des Herrn erhalten – in Form von Oblaten und Traubensaft (ich habe die hier oft praktizierte Form, die Oblate in den Kelch dünken und erst dann zu mir nehmen, auch mal ausprobiert), haben wir diesen kleinen aber feinen Gottesdienst beschlossen.

Gottesdienst Nr. 03


Abends besuchten wir den Gründonnerstag-Gottesdienst „Gottesdienst zur anbrechenden Nacht“ im Berliner Dom. Dieser Dom ist dem Petrusdom in Rom nachempfunden. Die Gemeinde ist eigenständig evangelisch-protestantisch, lutherisch geprägt. Die Innenausstattung ist denn auch für unser Empfinden recht „katholisch“: Viel Gold, viele Bilder, die üblichen Darstellungen der Apostel und Evangelisten, der Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Jesu, viele Kerzen, der Altar. Speziell ist sicher der goldene Bibelständer in Form des Reichsadlers. Sagt der: Das Wort Gottes wird vom Deutschen Reich getragen? Das Deutsche Reich steht oder fliegt unter dem Wort Gottes?
Der Gottesdienst folgte einer Liturgie die jedem Besucher zuvor in einem Heft abgegeben wurde. Sie beinhaltete unter anderem: Apostolisches Glaubensbekenntnis, Predigt über Hebräer 2,10-18 von Dr. h.c. Nikolaus Schneider (Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirchen Deutschlands), Abendmahl mit Weisswein und Oblaten (dazu steht im Heft: „Wir feiern das Heilige Abendmahl mit Brot und Wein. Wer nur eines der Elemente empfangen möchte, darf wissen, dass er damit das ganze Sakrament empfängt.“), Orgel und Sopranistin, Gebet im Wechsel Liturg-Gemeinde und ein längerer Teil Lesungen durch Lektoren zu „Der Weg Jesu zum Kreuz aus dem Evangelium nach Lukas“, Vater unser, Kyrie eleison und Stille. Während der Lesung wurden nach und nach alle Lichter im Dom gelöscht, bis man fast nur noch mit der Osterkerze in der Kirche sass. In dieser Dunkelheit verliess man dann den Gottesdienst – ganz angepasst an die Geschehnisse mit Jesu, an die man sich damit erinnern will.

Altenheim


Mittenwalde ist ein kleines, schmuckes Städtchen im Süden von Berlin. Es ist noch im Tarifverbund (C) der Verkehrsbetriebe Berlin. Hier hat die Stadtmission ein neues Altersheim gebaut. Im Juni 2013 war die Eröffnung. 60 Einzelzimmer mit Nasszelle stehen auf zwei Etagen zur Verfügung. Dazu kommen 34 altersgerechte Wohnungen. Die Bewohner können bis zuletzt in diesem Heim bleiben, also auch, wenn sie stark pflegebedürftig würden. Die moderne Infrastruktur erleichtert die Arbeit. Auch die Umgebung wurde altersgerecht gebaut. Eine grosse Aussenanlage ermöglicht auch Bewohnern, die wegganggefährdet sind, einen selbständigen Spaziergang. Nur Bewohner mit einer schweren Demenz, können nicht hier sein. Sie werden in eine dafür speziell eingerichtete Institution gebracht. Der Pflegedienstleiter Christoph Puls führt uns durch das Haus. Die grosse Sorge ist – wie in allen Pflegeeinrichtungen – der Personalmangel. In der Tagesschicht sind heute zwei ausgebildete Pflegefachkräfte und eine Hilfskraft für 30 Bewohner eingeteilt. Im Spätdienst ist es gleich und in der Nacht ist es eine ausgebildete Pflegefachkraft und zwei Hilfen für 60 Bewohner. Der Pflegeberuf ist nicht attraktiv. Man muss Schicht arbeiten und ist unterbezahlt. Eine ausgebildete Pflegefachkraft bekommt hier pro Monat 2‘100 Euro ausbezahlt. Sie hat 21 Tage Ferien im Jahr. Auf der andern Seite muss das Altersheim kämpfen, damit es finanziell über die Runden kommt. Der Neubau wurde durch Banken finanziert. Die Wohn- und Pflegekosten entsprechen im Verhältnis in etwa den unseren in der Schweiz. Das Altersheim wird jährlich von der Behörde überprüft und bekommt einen Platz in einem Notensystem. Somit muss ein grosser Aufwand betrieben werden um alle Tätigkeiten zu dokumentieren. Auch hier sitzen Pflegekräfte oft am Computer um alles aufzuschreiben, Zeit die bei der Arbeit an den Bewohnern fehlt. Hier trafen wir auch Marlin. Sie wuchs in Berlin auf und ab ihrem vierten Lebensjahr durfte und musste sie jährlich in den Sommerferien in die Schweiz, ins Emmental zu einer Familie in die Ferien reisen. Sie war eines der Kinder, die damals in den 80er Jahren von dieser Aktion profitieren konnte. Sie spricht von ihren „zweiten Eltern“ in der Schweiz und sie hat immer noch Kontakt zu ihnen.

Mittwoch, 16. April 2014

Gefängnis


Gleich neben unserem Wohnort, nur durch einen Häuserblock getrennt, ist ein schöner Park angelegt. Seine Geschichte ist aber düster. Er umfasst eine ehemalige Gefängnisanlage.
Seit 2006 gibt es diesen Park, der für über 3 Mio. Euro als Gedenkstätte und Geschichtspark, errichtet wurde. Das Gefängnis wurde in den 1840er Jahren durch Friedrich Wilhelm IV als „Preussisches Mustergefängnis Moabit“ errichtet. Das Besondere war das neue Konzept mit Einzelzellen. 1945 wurden hier im Zuge der Kriegsendphasenverbrechen Männer wie der Vater von Dieter Bonhoeffer, Klaus Bonhoeffer, inhaftiert und ermordet. Die Allierten brauchten die Haftanstalt bis 1955. Hier wurden die zwölf Hinrichtungen des Westsektors durchgeführt. 1957/58 wurde das Gefängnis bis auf einige Mauern und drei Gefängniswärterhäuser abgerissen.
Quelle: Wikipedia „Zellengefängnis Lehrter Strasse“

Dienstag, 15. April 2014

Hackesche Höfe


Hackesche Höfe besucht. Zuerst beeindruckt die besondere Atmosphäre der alten Häuser und dieser Höfe, die miteinander verbunden sind. Sie waren bis zur Nazizeit Zentrum der Berliner Juden. Jetzt findet man da chice Läden, auch einige Handwerksbetriebe für Schmuck, Kleider, Uhren. Zum Teil hat’s wirklich kreative, originelle Dinge, die aber auch mit dem entsprechenden Preis bezahlt werden müssen. Eigentlich ist alles hier auf’s Geschäft ausgerichtet, eine touristische Geldmaschine. Der jüdische Laden hat es mir besonders angetan. Hier gibt es Klezmer Musik, über dem Kopf ein Ju-52 Modell, VW-Busse Modelle, Literatur zur Judenverfolgung, ein Buch mit allen bekannten Namen, die im Holocaust umkamen, sogar ein Struwwelpeter Buch in dem Hitler der Struwwelpeter ist. Die Höfe beim Anne-Frank Museum sind dann ganz alternativ bis heruntergekommen. Das Museum selber ist sehr sehenswert. Anne Frank hat sich zwar in Amsterdam vor der Wehrmacht und der SS verstecken müssen – aber es ist gut, wenn sie hier im Zentrum der damaligen Macht ihren Platz hat. Das Museum ist nicht gross, aber mit dem Tagebuch und der Lebensgeschichte der Anne Frank wird man gut auf die Problematik der Rassen- und Ausgrenzungsfragen gebracht, die ja auch heute noch Thema sind. Das Zentrum will „für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie“ sich engagieren und tritt gegen „Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung“ entgegen. So heisst die Ausstellung auch „Anne Frank. Hier und heute.“ (Faltprospekt) Hier erhält man einen kurzen, prägnanten, chronologischen Überblick über die Entstehung, Machtergreifung, Herrschaft und Niedergang des Naziregimes. Ebenfalls in diesen Höfen kann man die Räume des Bürstenmachers Otto Weidt besichtigen, der hier während des zweiten Weltkrieges eine Blindenwerkstatt betrieb und so einige Juden vor dem Tod retten konnte. Auch hier gibt es die Lebensgeschichten von einzelnen Personen und Familien - mit Dokumenten gut illustriert - nachzulesen. Das schätze ich hier: Die dunkle Geschichte Deutschlands wird nicht verschwiegen, sondern als lebendiges Mahnmal wachgehalten. Aus all diesen Gedenkstätten, Aufarbeitungsorten, Archiven, Denk- und Mahnmalen, Inschriften und Museen geht ein Ruf aus: Nie wieder so. Das vermisse ich in der Schweiz. Wir tun so, als ginge uns das nichts an. Sicher, aus manchen Gründen waren wir meist nicht direkt beteiligt. Aber wir waren die Nachbarn und gingen nicht rüber, als es drüben krachte. Da gibt es auch wieder Ausnahmen: Karl Barth, der die Bekennenden Christen unterstützte, war so einer.

Montag, 14. April 2014

Hamburg



Die Deutsche Bundesbahn hat der Stadtmission für ihre freiwilligen Mitarbeiter 15 Fahrkarten nach Hamburg gespendet. Als wir gefragt wurden, ob wir da auch mitkommen wollen, haben wir sofort zugesagt. Um 6.40 Uhr versammelten wir uns im Bahnhof Zoo. Seltsam fand ich, dass da Kameraleute und Journalisten auf dem Bahnsteig waren. Die Überraschung war nun gross, als sich herausstellte, dass wir Teilnehmer an der Jungfernfahrt einer neuen Zugverbindung von Berlin nach Hamburg waren. Einmal täglich fährt ab heute ein Interregiozug am Morgen nach Hamburg und am Abend zurück nach Berlin. Diese Jungfernfahrt wurde zum einmaligen Erlebnis. Immer wieder kamen Leute von der DB und den jeweiligen Regionen die wir durchfuhren vorbei und brachten uns Esswaren (z.B. einen Hamburger aus Berliner – siehe Foto), Getränke, Werbematerial und sie priesen uns die Orte an. So lernten wir den Baumkuchen von Salzwedel und den Hundertwasser-Bahnhof von Ulzen kennen. Hundertwasser nannte sich „Architekturdoktor“ und seine Philosophie war: Die gerade Linie ist verboten, weil sie in der Natur nicht vorkommt und somit nicht gottgegeben ist. Punkt 10.00 Uhr trafen wir im Hauptbahnhof Hamburg ein und konnten den Tag frei gestalten. Wir entschieden uns zu einer Stadtrundfahrt und spazierten anschliessend zum Hafen. Es war schon seltsam, wenn man plötzlich die Originalschauplätze gewisser Filme – Krimis – sieht. Der Hafen erzeugt sofort Fernwehgefühle und die moderne Architektur des neu-alten Hafenviertels beeindruckt. Die Fahrt zurück war entspannend und führte uns durch weite, gründe Landschaften, immer wieder unterbrochen von gelb blühenden Rapsfeldern.

Mauerpark


Nachmittagsausflug zum Mauerpark an der Bernauer Strasse. Viel Volk tummelt sich da in Woodstockmanier: Musikanten singen und spielen, ein Film wird gedreht, ein Schauspieler fesselt eine grosse Zuschauermenge mit seinen Künsten, ein grosser Flohmarkt, türkische Familie um ihren Grill, Liebespärchen im Gras, Sprayer ungestört eine Wand von Grund auf bearbeitend. Und wenn man bedenkt, dass diese lebendige und friedliche Szene sich auf dem ehemaligen Todesstreifen der Grenzmauer zwischen Ost und West abspielt, dann meine ich da einer Bewegung zu begegnen, die besseres will als Macht und Gewalt. Doch kann das auch täuschen. Auch hier wird wohl im Hintergrund gerungen, werden Positionen erkämpft, wird mit dem Ellbogen Platz gemacht. Ohne Jesus als Herr und Erretter, sind auch diese Menschen verloren.

Gottesdienst Nr. 02


Der Palmsonntags-Gottesdienst stand unter dem Wort „Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,14-15). Die Predigt von Pfarrer Filkner legte diesen Text aus: Es geht um „die Arznei der Ewigkeit“ und ähnelt dem Beipackzettel eines Medikaments. Das hat Chancen, Risiken und Nebenwirkungen.
1. Glauben: Wir beten das Glaubensbekenntnis. Glauben ist nicht nur „ein für wahr halten“. Glauben ist Beziehung. Das sieht man in der Liebe – die braucht den Andern.
2. Ewiges Leben: Zwei lateinische Begriffe „perpedum“ und „eternus“. Das Erste ist immerfort das Gleiche bis in alle Ewigkeit. Das Zweite ist das bei Gott sein. „Vergeuden wir keine Zeit, das Paradies uns vorzustellen, es wird nicht unserem Vorstellungsvermögen gerecht sein.“ Nur soviel kann man dazu sagen: Es wird ungebrochen, heil und schön sein.
3. Erhöht: Am Palmsonnst, Jesus auf dem Esel, die jubelnde Volksmenge. So schnell wird man erhöht um dann ebenso schnell erniedrigt zu werden. Wie manchen Politikern, Promis geht es so. Mit Jesus geht es nicht um eine fanatische Bejubelung, sondern um treue Nachfolge. Der Esel ist das Lasttier und störrisch. Er ist das Symbol für die Führung von Gott in der Nachfolge. Das sind Nebenwirkungen: Es geht nicht immer so, wie wir es gerne hätten. Das ist Grund tiefer Zweifel bei einem Christen, dass Gott nicht handelt, wie ich es mir erbeten habe. Darum die Rückbesinnung auf die alttestamentliche eherne Schlange. Das Manna war nicht gut genug und das Volk gab Gott die Schuld. Dann kamen die Schlangen und das Volk erkannte seine eigene Schuld. In der Erhöhung der eisernen Schlange wurde wieder Friede zwischen Gott und dem Volk möglich. Auf dieser Linie liegt nun auch die Erhöhung Jesu am Kreuz. Auf ihn müssen wir schauen.

Samstag, 12. April 2014

Sr. Inge



Zu Besuch bei Schwester Inge zu Hause. Ihre Wohnung ist in einem typischen multikulti Haus im Moabit. Wir wurden in eine liebevoll eingerichtete Stube geführt, in der der Tisch reichhaltig mit Frühstück gedeckt war. Schwester Inge hat als Pionierin in Freiburg 14 Jahre ein Café und Verkaufsladen als Missions- und Begegnungsstätte aufgebaut und geführt. Seit fünf Jahren ist sie vom Aidlinger Mutterhaus an die Stadtmission gesendet, um hier in Berlin als Seelsorgerin tätig zu sein. Schnell ergab es sich, dass sie hier im Zentrum der Stadtmission ein Café mit Verkaufsladen einrichtete. Das ist unterdessen die Begegnungsstätte der Stadtmission. Wir sprachen lange über unsere Arbeiten. Wie kann ein Gleichgewicht zwischen Wort und Tat, zwischen Diakonie und Evangeliumsverkündigung gehalten werden? Sich führen lassen, Geduld üben, offen sein für neue Wege, waren Erkenntnisse. Ihr ist zur Zeit die Geschichte von den Jüngern vor dem Tempel wichtig, als sie dem Gelähmten begegneten, der um Almosen bat. Petrus sagt da: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“ Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. (Apostelgeschichte 3,6-7) Einerseits erkannten wir, dass wir berufen sind im Namen Jesu zu sprechen und dass wir das oft auch vernachlässigen zugunsten der Almosen, des diakonischen Handelns, der menschlichen Tat. Anderseits merkten wir auch, dass wir ja nicht ohne zu lügen, sagen können „Silber und Gold haben wir nicht.“ Gerade wir Schweizer können das nicht sagen. Nur heisst das nun, dass wir Silber und Gold geben sollen, statt im Namen Jesu zu sprechen? Oder dass wir nur im Namen Jesu sprechen können, wenn wir alles Silber und Gold weggegeben haben? Wir können nicht das eine gegen das andere ausspielen – beides muss mit Weisheit von Gott, mit Führung vom Heiligen Geist, mit der Barmherzigkeit von Jesus eingesetzt werden. Da liegt alles drin: Alles geben und alles zurückbehalten. Da bewahren wir uns eine grosse Freiheit und müssen nur vor Gott Rechenschaft ablegen. Wo die Grenzen sind, darüber gibt es keine Regel noch ein Gesetz.

Freitag, 11. April 2014

Unsere Arbeiten


Hier mal einen Einblick in unseren Arbeitsplan:

Martin
Montag: Mitarbeit in der Bahnhofsmission im Bahnhof Zoo (10.00-18.00 Uhr)
Dienstag: Mitarbeit in der Bahnhofsmissio im Bahnhof Zoo (10.00-18.00 Uhr)
Mittwoch: Mitarbeit im House Keeping im Jugendgästehaus der Stadtmission (8.00-10.00 Uhr), Kleiderspenden sortieren (10.30-15.30 Uhr)
Donnerstag: Mitarbeit im House Keeping im Jugendgästehaus der Stadtmission (8.00-10.00 Uhr), Kleiderspenden sortieren (10.30-15.30 Uhr)
Freitag: Mitarbeit in der im Hauptbahnhof (8.00-16.00 Uhr)

Johanna
Dienstag: Mitarbeit im Café Innehalt der Stadtmission (11.00-17.30 Uhr)
Mittwoch: Mitarbeit im Kinderprojekt in der Lukaskirche in Kreuzberg (16.00-18.30 Uhr)
Donnerstag: Mitarbeit im Flüchtlingshaus im Bereich Wäsche, Haushalt (9.00-12.00 Uhr)

Donnerstag, 10. April 2014

Betten montieren


Mit dem Hausmeister habe ich heute zweistöckige Gästebetten zusammengeschraubt. Im Gästehaus 2 waren während der kalten Jahreszeit im Untergeschoss mehrere Räume als Notschlafstelle eingerichtet. Jetzt im Frühling wurden diese Räume neu gestrichen, alles sauber gemacht und eben mit diesen Betten eingerichtet. Nun dienen sie als „zweitklassige“ Mehrbettzimmer für jugendliche Gäste. Der Hausmeister, einer von fünf hier, ist 51 Jahre alt, in der DDR aufgewachsen. Er und seine Schwester seien damals zwar gut in der Schule gewesen, aber seine Familie war nicht parteilinientreu, da kirchlich engagiert und somit sei ein Studium nicht drin gelegen. Er sei dann Maschinenbauer geworden, später, nach der Heirat, haben sie 18 Jahre ein kirchliches Freizeitheim geleitet. Er musste auch Militärdienst machen, die einzige Möglichkeit, das waffenlos zu tun, war als Bausoldat. Da seien sie wie Strafgefangene gehalten worden und er, frisch verheiratet, war – das hatte System – sehr weit von seinem Wohnort eingeteilt worden. Die Wende sieht er als Eingreifen Gottes. Das sei ein Wunder gewesen, denn nach menschlichem Ermessen hätte das gar nicht stattfinden können. Er hat einen Freund, der Offizier damals bei der Polizei war. Dieser musste auch Einsätze gegen die Demonstranten 1989 leiten. Er gab die Befehle von oben auch an seine Mannschaft weiter, sagte dann aber, dass er persönlich seine Waffe in der Kaserne lasse. Seine Mannschaft sei ihm darin ebenfalls gefolgt. Solche kleinen Vorkommnisse haben sicher dazu beigetragen, dass diese Wende einigermassen friedlich vor sich ging. Er sieht die DDR-Zeit als Strafe Gottes für die Naziherrschaft, diese Verfehlungen des deutschen Volkes. Nach 40 Jahren (Wüstenwanderung Israels) Unterdrückung waren sie 1989 in Freiheit.