Gestern habe ich einen gehaltvollen Vortrag von Monika Rivar gehört. Thema „Sich durchsetzen oder doch lieber nachgeben?“ Sie stellte zuerst den Kontext her: Für den Christen ist der Rahmen des Doppelgebots der Liebe „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten.“ (Matth. 22,37-39. Ja, es steht auch noch mehr da) gegeben. Es gilt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ (Bergpredigt, Matth. 6,33). Es gilt: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als ich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“ (Philipper 2,3-4).
Aber es gibt dabei zwei Lügen.
1. „Wenn ich Grenzen setze, bin ich egoistisch.“ Es gilt eben auch: In Gottes Schöpfung gibt es Grenzen wie Zeit, Tag und Nacht, Kraft, Gaben, Fähigkeiten,… Ich habe als Teil der Schöpfung meine Grenzen. Und die habe ich zu respektieren. Der gute Umgang mit dieser Spannung der beiden Extreme „Egoismus - sich selber aufgeben“ heisst „Hilfsbereitschaft“. Wenn ich Nein sage, enttäusche ich andere. Davor habe ich Angst. Doch ich darf andere enttäuschen. Wenn ich keine eigenen Grenzen respektiere und durchsetze, ende ich in den Schlussvarianten „ausbrennen“ oder „Isolation“. Dagegen ist zu sehen: Ich habe von Jesus zugesprochenes Lebensrecht. Ich bin ein Wesen mit Bedürfnissen. Und es gilt das Prinzip der Gleichwertigkeit: Ich stehe für mich ein und ich stehe für die Andern ein.
2. „Ich verletze andere, wenn ich Grenzen setze.“ Grenzen setzen ist keine Angriffswaffe, sondern Schutz. Somit bin ich nicht der verletzende Angreifer! Mein Gegenüber hat mit meinem Nein umzugehen. Das ist ihm zuzumuten. Wie mein Gegenüber das macht, ist nicht meine Verantwortung. Zudem ist zu bedenken: Auch Jesus hat sich abgegrenzt. Er lässt sich nicht von den Menschen bestimmen (Markus 1,32-38).
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