Dienstag, 15. April 2014

Hackesche Höfe


Hackesche Höfe besucht. Zuerst beeindruckt die besondere Atmosphäre der alten Häuser und dieser Höfe, die miteinander verbunden sind. Sie waren bis zur Nazizeit Zentrum der Berliner Juden. Jetzt findet man da chice Läden, auch einige Handwerksbetriebe für Schmuck, Kleider, Uhren. Zum Teil hat’s wirklich kreative, originelle Dinge, die aber auch mit dem entsprechenden Preis bezahlt werden müssen. Eigentlich ist alles hier auf’s Geschäft ausgerichtet, eine touristische Geldmaschine. Der jüdische Laden hat es mir besonders angetan. Hier gibt es Klezmer Musik, über dem Kopf ein Ju-52 Modell, VW-Busse Modelle, Literatur zur Judenverfolgung, ein Buch mit allen bekannten Namen, die im Holocaust umkamen, sogar ein Struwwelpeter Buch in dem Hitler der Struwwelpeter ist. Die Höfe beim Anne-Frank Museum sind dann ganz alternativ bis heruntergekommen. Das Museum selber ist sehr sehenswert. Anne Frank hat sich zwar in Amsterdam vor der Wehrmacht und der SS verstecken müssen – aber es ist gut, wenn sie hier im Zentrum der damaligen Macht ihren Platz hat. Das Museum ist nicht gross, aber mit dem Tagebuch und der Lebensgeschichte der Anne Frank wird man gut auf die Problematik der Rassen- und Ausgrenzungsfragen gebracht, die ja auch heute noch Thema sind. Das Zentrum will „für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie“ sich engagieren und tritt gegen „Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung“ entgegen. So heisst die Ausstellung auch „Anne Frank. Hier und heute.“ (Faltprospekt) Hier erhält man einen kurzen, prägnanten, chronologischen Überblick über die Entstehung, Machtergreifung, Herrschaft und Niedergang des Naziregimes. Ebenfalls in diesen Höfen kann man die Räume des Bürstenmachers Otto Weidt besichtigen, der hier während des zweiten Weltkrieges eine Blindenwerkstatt betrieb und so einige Juden vor dem Tod retten konnte. Auch hier gibt es die Lebensgeschichten von einzelnen Personen und Familien - mit Dokumenten gut illustriert - nachzulesen. Das schätze ich hier: Die dunkle Geschichte Deutschlands wird nicht verschwiegen, sondern als lebendiges Mahnmal wachgehalten. Aus all diesen Gedenkstätten, Aufarbeitungsorten, Archiven, Denk- und Mahnmalen, Inschriften und Museen geht ein Ruf aus: Nie wieder so. Das vermisse ich in der Schweiz. Wir tun so, als ginge uns das nichts an. Sicher, aus manchen Gründen waren wir meist nicht direkt beteiligt. Aber wir waren die Nachbarn und gingen nicht rüber, als es drüben krachte. Da gibt es auch wieder Ausnahmen: Karl Barth, der die Bekennenden Christen unterstützte, war so einer.

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