Das Helfersyndrom
„In allen sozialen Berufen ist die eigene Persönlichkeit das wichtigste Instrument; die Grenzen ihrer Belastbarkeit und Flexibilität sind zugleich die Grenzen unseres Handelns.“ (S.7). Darum legen wir im Pastorenberuf so viel Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung. Sie ist der wesentliche Inhalt der lebenslangen Weiterbildungen.
Schmidbauer beklagt die Situation in den sozialen Berufen: „Die Auseinandersetzung mit den Wünschen und Ängsten, mit der gefühlshaften Seite der Arbeit mit Menschen, wird dem Zufall überlassen.“ (S.8)
„Einfühlsames Verständnis für Schwächen und Mängel – eigene und fremde – ist gerade die Voraussetzung wirksamer Hilfe.“ (S.10)
„Ich halte die Unvollkommenheiten des Helfers für potentiell produktiv. Es ist sinnvoller, an ihnen und mit ihnen einen Entwicklungsprozess einzuleiten, als ihre Abspaltung zu erzwingen. Perfektions-Ideale lassen sich stets nur durch Verleugnung der Wirklichkeit aufrechterhalten. Dadurch verliert die Tätigkeit des Helfers leicht ihre Orientierung. Enttäuschungen, wie sie nicht ausbleiben, können nicht mehr verarbeitet, Fehler nicht korrigiert werden.“ (S.12)
„Das Helfer-Syndrom, die zur Persönlichkeitsstruktur gewordene Unfähigkeit, eigene Gefühle und Bedürfnisse zu äussern, verbunden mit einer scheinbar omnipotenten, unangreifbaren Fassade im Bereich der sozialen Dienstleistungen,…“ (S.12)
„Die innere Situation des Menschen mit dem Helfer-Syndrom lässt sich in einem Bild beschreiben: Ein verwahrlostes, hungriges Baby hinter einer prächtigen, starken Fassade.“ (S. 15)
Seitenangaben zu: „Die hilflosen Helfer“ von Wolfgang Schmidbauer: „Über die seelische Problematik der helfenden Berufe“. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, April 1980.
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