Freitag, 7. März 2014

Hilflose Helfer Nr. 7

Helfer untereinander
„Unter dem Deckmantel des Helfens werden die verschiedensten Motive, von der indirekten Aggression bis zum Ehrgeiz, befriedigt, wird Macht ausgeübt, aber nur das Beste der Schützlinge erwogen.“ (S. 140) So wird offenbar in Medizin, Psychiatrie, Sozialarbeit und Pädagogik nicht immer so „wissenschaftlich“ gearbeitet, wie es vorgegeben wird: „Besonders reich an Widersprüchen und dogmatischen Behauptungen ist die Nervenheilkunde.“ (S. 143) Meine Erfahrungen aus dem Pflegebereich und dem kirchlichen Bereich können das nur bestätigen. Auf der oberflächlichen Ebene des Richtig/Falsch, auf der dann oft noch vorgegeben wird, dass da rein sachlich argumentiert werde, spielen sich die oft kindlichen, aber schlecht zu durchschauenden, „Spiele der Erwachsenen“ (auch ein Buch, das ich noch lesen sollte) ab.
Der Helfer mit einem Helfer-Syndrom ist oft selbstgerecht. Er ist stark im „richtig“ und „falsch“ behaftet. Schmidbaur ortet die Ursache in der Überlebensstrategie „Identifizierung mit dem Über-Ich“, die dem abgelehnten Erwachsenenkind Halt „von oben“ gibt.
Der Helfer mit einem Helfer-Syndrom hat Schwierigkeiten sich nicht in Abhängigkeiten zu seinen Klienten zu begeben. „Die meisten Menschen, die Hilfe bei einem Angehörigen der helfenden Berufe suchen, sind in ihren sozialen Beziehungen gestört. Sie schliessen sich von anderen ab, suchen so aufdringlich Kontakte, dass sie immer wieder zurückgestossen werden, überfordern ihre Angehörigen und Freunde mit masslosen Ansprüchen. Jede gelingende Form sozialer Hilfe ist auch darauf angewiesen, zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern.“ (S. 150) Der Helfer-Syndrom-Helfer kann mit solchen Situationen schlecht umgehen: Er spaltet wenn möglich den Klienten von seinen andern Bezugspersonen ab und macht sich zum einzigen, wahren Helfer. „Der versteckte Allmachtanspruch des Helfers kann befriedigt werden, wenn er die wichtigste Person im Leben des Klienten wird.“ (S. 152)
Seitenangaben zu: „Die hilflosen Helfer“ von Wolfgang Schmidbauer: „Über die seelische Problematik der helfenden Berufe“. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, April 1980.

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