Samstag, 1. März 2014

Hilflose Helfer Nr. 1

Nun habe ich es endlich auch gelesen. „Die hilflosen Helfer“ von Wolfgang Schmidbauer: „Über die seelische Problematik der helfenden Berufe“. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, April 1980. In diesem Blog werde ich in den nächsten Tagen einiges an Zusammenfassung und Erkenntnissen aus dieser Lektüre bringen.
Ja, das ist ein altes Buch. Sicher sind aktuellere Studien über das Helfen gemacht worden. Dennoch werden von Schmidbauer grundsätzliche und relevante Aussagen zur Motivation des Helfens gemacht, die ich immer noch für gültig erachte. So diese Aussage: „Beim Helfer-Syndrom ist der Betroffene nur selten in der Lage, nach Abschluss einer Helfer-Interaktion sich selbst zu sagen: „Das habe ich gut gemacht.“ Er fragt sich: „Was war zuwenig, was habe ich übersehen, was habe ich falsch gemacht?“ Er ist, ohne es zuzugeben, hungrig nach den dankbaren Blicken, den anerkennenden Worten seiner Klienten oder Patienten. Aber sie machen ihn nicht wirklich satt, obwohl sie die einzige narzisstische Nahrung sind, die er aufnehmen kann.“ (S. 58)
Man muss schon ganz genau hinsehen, um bei Schmidbauer zu entdecken, dass er helfen nicht einfach pauschal verdächtigt und verurteilt. Er reagiert auf die Blindheit zu diesem Thema. Es gab zuvor so etwas wie eine selbstverständliche Vergötterung, eine kulturell eingeprägte Wertvorstellung, dass der Helfer und das Helfen gut und rein sei. Diese Ansicht korrigierte Schmidbaur. Das ist der Verdienst dieses Buches. Die Wirkungsgeschichte seiner Ausführungen kippte nun aber ins Gegenteil. Helfen ohne verdächtigt zu werden, dass da etwas beim Helfer nicht stimmt, ist in manchen Kreisen gar nicht mehr möglich.
Ich wünschte mir, dass das Thema ermutigender, konstruktiver und mit tieferer Einsicht in die Motivation durch den christlichen Glauben, behandelt würde.

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