Montag, 9. Juni 2014
Deutsches Historisches Museum Nr. 01
Das Deutsche Historische Museum Berlin ist absolut einen Besuch wert. Hier erfährt man die Deutsche Geschichte in chronologischer Reihenfolge überaus reich mit meist originalen Ausstellungsstücken (z.B. Bild von Lucas Cranach d.Ä.: Portrait von Martin Luther 1529) dargestellt. Ich schaffte es beim ersten Besuch nur bis zur „Herrschaft der Vernunft“ zur Zeit der Aufklärung, bis 1789. Das Museum, im alten Zeughaus eingerichtet, entstand aus der Zusammenführung der bestehenden Geschichtssammlung der DDR und einer 1987 begonnenen Initiative von Bund und dem Land Berlin zum Aufbau eines Historischen Museums. 2006 konnte das Museum eröffnet werden. Interessant ist, dass sich die Aussteller anhand von folgenden Fragen orientierten: „Deutschland – wo liegt es? Die Deutschen – was hielt sie zusammen? Wer herrschte, wer gehorchte, wer leistete Widerstand? Woran glaubten die Menschen, wie deuteten sie die Welt? Wovon lebten die Leute? Wer mit wem gegen wen? Konflikt und Kooperation in der Gesellschaft. Was führt zum Krieg, wie macht man Frieden? Wie verstehen die Deutschen sich selbst?“ Und auf all diese Fragen bekommt man in der Ausstellung Antworten indem man sich selber mit dem Gegebenen auseinandersetzt. Doch die Fülle ist nicht zu bewältigen: Schon nur die 750‘000 ausgestellten Objekte haben jedes für sich eine Geschichte und wären es wert, darauf einzugehen. Und so wird meine Deutsche Geschichte auch wieder eben nur meine sein.
Um die Zeit von Christi Geburt lebten im Norden Mitteleuropas die Germanen und im Süden und Westen die Kelten. Die Römer drangen in das keltische Gebiet ein und beherrschten es bis ins 5. Jahrhundert. Die Germanen drängten die Römer zurück. Die römische Kultur aber blieb hängen. Das Mittelalter wird durch diese Kultur, die ja auch die Christliche Kirche integriert hatte, geprägt. Papst und Kaiser – das war im Mittelalter der grosse Konfliktherd in Europa. Es fällt auf, wie stark die Kirche die politischen Veränderungen gestaltete: Orden, Kriege, Missionierung waren oft verantwortlich für politische, territoriale Grenzveränderungen. Im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ (ab 1474) bestand dieses Reich weiter und ging erst 1806 in den Napoleonischen Kriegen unter. Es gab in den Wirren der Reformation und den Auseinandersetzungen mit andern europäischen Mächten ein Mass an Staatlichkeit, dass diese Herausforderungen durchgestanden wurden. Dabei herrschte die Vorstellung – geprägt durch die christliche Verkündigung – dass die Deutsche Nation, als Fortsetzung des Römischen Reiches, Träger des vom Propheten Daniel prophezeiten letzten Weltreiches sei. Dieses letzte Weltreich wurde auch schon anderen Reichen und Zeitepochen zugeteilt und war immer irgendwie daneben. Alle Prophetien sind falsch, bis plötzlich eine richtig ist…
Bevor Luther seine Bibelübersetzung herausgab, bestanden schon 18 deutsche volkssprachliche Bibeln. Der Reformation und der Gegenreformation wird der gebührende Platz eingeräumt. Auch die Täufer werden erwähnt und auf einer Europakarte werden die Gebiete in denen die Täufer lebten bezeichnet.
Ende 15. Jahrhundert begann auch die Entdeckung der Welt. Seefahrer brachten immer neue Kunde von Weltteilen die bis dahin unbekannt waren. Die Weltkarte veränderte sich laufend. Und der Handel mit Gütern aus fernen Ländern blühte auf: Europa bereicherte sich und die Teile der Welt, die unter den Kolonialherrschaften standen, wurden ausgeplündert.
Um 1600 verschärften sich die politischen und religiösen Gegensätze. Polemik und Fanatismus heizten ein. Endzeitstimmung kam auf. Hexenangst und Judenhass griffen um sich. Und eine Wirtschaftskrise lähmte. Der Dreissigjährige Krieg begann. Erst der „Westfälische Friede“ von 1648 schuf eine neue europäische Ordnung. Der Krieg hatte die Gesamtbevölkerung von 17 auf 10 Millionen Menschen reduziert. Viele Dörfer und Städte in Deutschland waren zerstört (vergl. Paul Gerhardt). Das Reich bestand jetzt aus souveränen Fürstenstaaten mit dem Kaiser als Garant nach aussen. Österreich und Preussen gerieten ab 1740 in einen machtpolitischen Streit. Die fünf europäischen Grossmächte waren nun England, Frankreich, Österreich, Preussen und Russland. Der Expansionsdrang dieser Länder zeigte sich bei Frankreich und England in Übersee und bei den andern Dreien in Polen.
In der „virtuellen Bibliothek“ ganz am Anfang des Ausstellungsparcours gibt es einen PC-Terminal zu den alten deutschen Sprachen. Hier kann man zum Beispiel das „Vater unser“ in Althochdeutsch lesen und hören. Aus der „Wiener Genesis“ (Vers 130ff. 1070 n.Chr./Wien) wird eine köstliche Beschreibung der Hand und der Aufgaben der Finger in Mittelhochdeutsch gelesen. Hier, übersetzt, ein Ausschnitt: „Der kleinste Finger hat keine andere Aufgabe als, wenn es notwendig ist, im Ohr zu grübeln, damit es genau hören könne, was jemand sagt.“
Goethe, Schiller, Klopstock, Herder, Lessing und Zeitgenossen sind auf einer Galerie erhöht untergebracht. Und ich erwarte nun die Französische Revolution – wieder unten, gleich um die Ecke.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen