Dienstag, 17. Juni 2014
Islamseminar
Die Gemeinde der Stadtmission an der Lukaskirche in Kreuzberg veranstaltet eine Reihe unter dem Titel „Vielfalt wahrnehmen – einander kennenlernen“. An diesem Abend den wir besuchten hiess es: „Islam – Entstehung und geschichtliche Entwicklung“. Referent war Dr. Friedmann Eissler. Er ist Theologe und arbeitet für die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.
In Deutschland leben zur Zeit rund 4 Mio. Muslime, davon sind ¾ Türken. Gemäss dem deutschen Verfassungsschutz sind rund 1% der 4 Mio. extremistisch eingestellt (40‘000). Es kann zwischen einem gemässigten europäischen und einem extremistischen, radikalen Islam (der auch in Europa vorkommt) unterschieden werden. Die beste Haltung, die man in dieser Situation haben kann ist: Sich informieren und Respekt vor den Menschen als Geschöpfe Gottes haben. Angst ist dabei ein schlechter Ratgeber.
Der Koran ist das Heilige Buch des Islams. Er heisst so etwas wie „Lesung, Rezitierung, Klang“. Er wird gehört und aufgenommen. Ist also eigentlich nicht Gegenstand von intellektueller Auseinandersetzung oder wissenschaftlichem Arbeiten. Die Sure 96 ist der eigentliche Anfang. Die Gliederung ist nicht klar, am ehesten wurden die Suren nach ihrer Länge zusammengestellt (mit der Ausnahme der Sure 1). Der Koran ist in arabischer Sprache geschrieben, so will er auch gelesen und gehört werden. Alle Übersetzungen des Korans sind nicht eigentlich Koran. Solche Erkenntnisse zum Islam müssen nun mit unserem Buch, der Bibel, verglichen werden. Hier ist es ganz anders. Sicher ist auch bei uns das Hören des Wortes und das Aufnehmen wichtig. Aber das geschieht anders. Die Bibel soll auch „verstanden“ werden. Eine Auseinandersetzung mit ihr ist gewünscht. Gott spricht durch sie über unseren Kopf ins Herz. Darum die grossen Bemühungen der Bibelübersetzungen. (Empfohlene Koranübersetzungen: Khoury 1987, Paret – wissenschaftlich)
Mohammed im 6. Jahrhundert nach Christus geboren, ist das Vorbild der Muslimen. Er lebte zuerst im Umfeld einer multikulti Gesellschaft mit Götzen und Göttern, Christen und Juden waren auch dabei. Auch seine erste Frau (eine Art Mutterfigur, viel älter als er) war Christin. 622 ist der Beginn der moslemischen Zeitrechnung. In diesem Jahr bekam Mohammed in einer Wüsten-Meditationszeit den Koran von Allah diktiert. Der Überlieferung nach soll Mohammed erst unter Druck seiner Frau das Diktat Gottes ernst genommen haben. Nach islamischer Ansicht, entstand die fertige Fassung des Korans innerhalb 20 Jahren. Mohammed war eines wichtig: „Einheit“. Er verstand die Eingebung Gottes als Weiterführung der Offenbarungen Gottes in der Reihe der vorangegangenen Offenbarungen der Jüdischen Thora und des christlichen Evangeliums (Einzahl!). Er wollte also nicht eine neue Religion gründen. Aber wie das in solchen Fällen immer wieder zu beobachten ist: Er wird nicht zur Genüge verstanden und dem Streit folgt Kampf und Krieg. Vorerst hatte man Richtung Jerusalem gebetet, dann (hinter der Kaba) zur Kaba und Jerusalem und nach dem Streit in Mekka und der Umsiedlung nach Medina wendete man sich nur noch der Kaba zu. In dieser Zeit wurde Mohammed Anführer von blutigen Attentaten gegen Juden.
Wichtig im Glaubensleben des Moslem sind folgende Themen: Muhammed, der Koran, die Tradition (Hadith, Sunna), Die Gebote Gottes (Scharia), Gott ist Einer – der barmherzige Erbarmer, die fünf Säulen (Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Pilgerfahrt nach Mekka, Almosen geben).
Es wird in der islamischen Theologie der Rückgriff auf den Vater des Glaubens, Abraham, gemacht (vergl. auch Paulus). In dieser Prophetenreihe ist auch Jesus. Er hat dabei manchmal fast ein höheres Gewicht als Mohammed. So tat Jesus Wunder, was Mohammed nicht konnte. Der Streit um Nachfolge und Führungsanspruch spaltete den Islam in viele Teile. Die grössten sind die Sunniten (Mehrheit) und die Schiiten (Ali Anhänger). Bekanntlich mögen sich die Beiden nicht so. Der Sufismus bekommt im deutschen Raum mehr Anhänger (er wird hier nicht mehr durch die andern Moslems unterdrückt). Diese Richtung des Islam hat weniger Kopfbedeckung der Frauen, keine Moscheen, andere Gesetze und kennt eine Art „Trinität“: Allah, Mohammed, Ali.
Neben allen Gemeinsamkeiten Islam-Christentum sind die Unterschiede zu beachten: Z.B. in Sure 4 wird klar der Kreuzigung Jesu abgesagt.
Wir sollen uns nicht gegen die Menschen mit islamischem Glauben abgrenzen. So grenzen wir sie aus und sie bilden eine eigene Gesellschaft, die empfänglich ist für den Extremismus. Der richtige Weg ist im Kleinen den Muslimen zu begegnen, mit ihnen Leben zu teilen und mit ihnen über ihren und unseren Glauben zu reden. Kämpferisches Getue schürt nur Gewalt und hilft niemandem. Für uns Christen gilt, dass wir treu zu unserem Glauben und unserem Herrn Jesus stehen dürfen. Aber handeln tut er. Wir müssen ihn nicht über unser Mass und Vermögen (und das ist nicht sehr gross) verteidigen aber getreu Reich Gottes bauen.
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