Sonntag, 1. Juni 2014

Wannsee



Mit der S 7 fahren wir bis zur Endstation „Wannsee“. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite fährt der Bus 218 (noch im AB Tarifbereich) an der Gedenkstätte der Wannseekonferenz (wäre auch ein Besuchswunsch meinerseits) vorbei, auf dem „Mauerweg“ durch einen grossen Wald, direkt zur Fähre (3 Euro). Die bringt uns auf die Pfaueninsel. Geschätzte fahrzeit: Eine Minute. Die Pfaueninsel war im 18. Jahrhundert ein beliebter Aufenthaltsort der königlichen Familie. König Friedrich Wilhelm II erbaute das Schloss Ende des 18. Jahrhunderts für seine Mätresse Wilhelmine von Lichtenau. Diese war aber vermutlich gar nie da. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, eine Gartenlandschaft und zeitweise gar ein Zoo wurden auf der Insel betrieben. König Friedrich Wilhelm III und sein Frau Luise mit ihren Kindern waren dann oft und gerne auf der Pfaueninsel. Sie war ihre zweite Heimat. Obschon das Schloss keineswegs für längere Familienaufenthalte geeignet war – keine Küche im Haus (die war am Seeufer), keine Zimmer für die Kinder (die schliefen auf Feldbetten in der Stube, keine Zimmer für die Bediensteten (die hausten in einem Zeltlager) – war die Familie Wilhelms des Dritten wochenlang auf der Insel und pflegten ein für damalige Verhältnisse aussergewöhnlich enges und beziehungsnahes Familienleben. Das Schloss (Besichtigung mit Führung 3 Euro) erinnert mich an eine Filmkulisse. Die Fassade ist aus bemaltem Holz. Bei näherer Betrachtung getraue ich mich kaum in dieses Gebäude zu gehen: Da ist vieles am zerfallen, die Brücke ist schon lange gesperrt, die Fenster müssen zum Lüften wohl kaum geöffnet werden. Aber es ist unverändert, unzerstört, ungeplündert: Es hat die Weltkriege unbeschadet überstanden und auch die Inneneinrichtung ist original von der Königsfamilie erhalten. Parkettböden, Tapetenwände, Gemälde, Leuchter und Mobiliar sind aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Da kann man sich wirklich ein Bild machen, wie die damals gelebt haben müssen.
Draussen vor der Insel ziehen Segelboote vorbei, ein Lastkahn bahnt sich einen Weg durchs Wasser und in der Gartenanlage sind einige Pfauen zu bestaunen. Ein Berliner Naherholungsort der sich lohnt zu besuchen.
Im Biergarten wurde uns dann eigenartigerweise „Rüblitorte“ serviert. So hiess die tatsächlich auf der Speisekarte und sie war gut.

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