Samstag, 7. Juni 2014
Kaiser Augustus
Mars und Minerva im Brandenburger Tor
Ein Mitarbeiter der Stadtmission hat mir vom neuen Heft „Zeitgeschichte“ von der Zeitung „Die Zeit“ berichtet. Es ist dem ersten Römischen Kaiser Augustus gewidmet. Dieser Kaiser, von dem in der Bibel berichtet wird: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“ (Lukas 2,1) hat eine ungeheure Wirkungsgeschichte entfaltet. Ich habe mir nun das Heft auch gekauft und es gelesen. Berlin war zu dieser Zeit ein unbedeutendes Dorf, wenn es überhaupt eine Siedlung hier gab. Zudem war es ausserhalb des damaligen Römischen Imperiums. Aber Augustus (Octavian; 63 v. Chr. Bis 14 n. Chr.) und das Römische Reich färbten ab und beeinflussten das Denken auch hier. Augustus ist der Inbegriff des Herrschers, des Imperators, des Diktators, des Kaisers. Und alle nachfolgenden Herrscher haben sich mehr oder weniger an Augustus orientiert. Das sieht man beispielsweise in der Architektur der Mächtigen: Immer wieder diese antiken Säulen, die riesigen Bauten, die breiten Strassen. Und das Volk irgendwie untergepfercht in engen Quartieren.
Die Kriege der Neuzeit werden vor allem mit Argumenten von Recht und Unrecht begründet. Oft sind es echte oder vorgeschobene Abwehr- oder Verteidigungsgründe. Sich wehren. Wehrhaft sein. Seine Frau, seine Kinder beschützen. Sein Haus, seine Stadt, sein Land verteidigen. Für Vaterland und Heimat einstehen, damit das erhalten bleibt. Seinen Platz verteidigen. Die Kriege der Antike übers Mittelalter bis hin zu Kriegen der Neuzeit hatten manchmal auch diese Gründe. Mir scheint aber, dass Landgewinn, Machtgewinn, mehr Herrschaft, mehr Einfluss, Gewinn an Gütern, Vermehrung des Reichtums die wichtigeren und häufigeren Motive waren. Kriege der Neuzeit wurden und werden zwar mit Verteidigung seines eigenen Rechtes begründet. Im Hintergrund waren aber dann gleichwohl (oft? meist? manchmal?) die Gründe der alten Zeit die treibende Kraft. Auf jeden Fall hat die jeweilige Gegenseite diese Gründe gebraucht um ihrerseits wieder, ach so edel, sich zu verteidigen. Man kann das als typisch menschliche Art die Dinge zu klären hinnehmen. Aber es ist eben doch ein unterentwickeltes Verhalten. Es ist ein grausames Spiel um Macht und Einfluss, Güter und Land, das Millionen Tote und noch mehr Verletzte, körperlich und psychisch Geschädigte hinterlässt. Eine Gesellschaft die in einen Krieg verwickelt war, ist immer körperlich und psychisch geschädigt. Für die körperlichen Schäden kann man einigermassen aufkommen. Was die psychischen Schäden anbelangt, scheint mir die Hilfe nicht weit her zu sein. Wenn man bedenkt, dass die Auswirkungen eines Krieges auch das kollektive Bewusstsein prägen und langfristige Folgen in allen Entscheidungen der Gestaltung der Gesellschaft haben, wünsche ich mir nur eins: Frieden. Die Hauptantriebe für Kriege sind Verlustängste. In die kann man sich soweit hineinsteigern, dass man gewaltsam handelt. Demgegenüber ist es hilfreich, wenn ich frei bin von falschen Existenzsicherungen. Wenn ich in Jesus bin, brauche ich keinen Krieg um mich und mein Anvertrautes zu erhalten. Soweit muss sich sein Wort bewahrheiten.
Augustus sah sich selber als göttliches Oberhaupt. Mehr und Grösseres als ihn gab es (für ihn und einer grossen Masse des Volkes) nicht. Er hatte den Römern den Frieden gebracht, indem er gewaltsam die Bürgerkriege beendete und das fand das Volk gut und recht und unterstützte ihn. Für was? Damit er seine skrupellosen Herrschaftsallüren fortsetzen konnte und mit brutaler Gewalt sein Imperium ausbauen konnte. Seine Gegner liess er meist gleich umbringen. Jeglicher Ansatz, ihn irgendwie zu bedrängen, zu kritisieren oder gar anzugreifen erstickte er im Keim. Augustus war ein eher kleiner, schwächlicher, kränklicher Mann. Hier sind wohl die tieferen Gründe seines brutalen Handelns zu suchen.
Und wie das bei allen diesen Herrscherfiguren zu finden ist – es gibt auch die andere Seite: Der gütige Mensch, der Bescheidene, der, der 52 Jahre mit der gleichen Frau (und wechselnden Mätressen) verheiratet war, der für die Stadt Rom die Wasser- und Abwasserversorgung zum Funktionieren brachte, der ein Bad für das Volk baute, usw.
Zitat aus dem Heft Seite 72: „Sueton berichtet ausserdem, dass sich Augustus alljährlich für einen Tag als Bettler in die Öffentlichkeit begeben habe. Damit habe er die Rachegöttin Nemesis besänftigen wollen, die von jeher die allzu Hochmütigen und Stolzen heimsuchte.“
Wahrscheinlich ist kein Mensch dazu fähig und gedacht, dass er über so viel Macht und Führungsgewalt verfügen kann, wie diese Machtmenschen à la Augustus konnten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen