Freitag, 27. Juni 2014

Die Gefährten



Das Stage Theater des Westens ist so, wie ich mir ein Theater vorstelle: viele rote Plüschsessel, verschnörkelte Balkoneinfassungen, ein Foyer mit Bistrotischen. Das Bühnenbild war ganz schwarz, mit einer Art weisser, längsgezogener Wolke in der Höhe. Die diente während des ganzen Stücks als Leinwand, auf der die Szenen in meist schwarz/weissen Bildern im Stil von Kohlenskizzen abliefen. Wobei sich auch hier die Dramatik so steigerte, dass das Kriegsblut sich auf der ganzen Leinwand rot verteilte. Schon nur diese Nebenhandlung war der Abend wert. Gezielt wurde Musik live und aus der Konserve eingesetzt. Manchmal wurde auch gesungen. Das Spiel mit dem Licht und den Requisiten hob die Handlung hervor. Und da wurde ganz fein und still die Liebe zwischen dem Pferd und dem Jungen dargestellt und explodierte im Krieg mit grellen Scheinwerfern und ohrenbetäubendem Granatlärm.
Was die Gefährten so speziell machte, ist die Darstellung von lebensgrossen künstlichen Pferden. Drei Männer bewegten ein solches auf der Bühne so, dass man als Zuschauer – ähnlich wie bei einem Puppenspiel – der Illusion verfiel, dass da ein echtes Pferd war.
Die Story war einfach und nahm uns mit in den ersten Weltkrieg. Da wurden Pferde gebraucht. Auch das Pferd der englischen Bauerfamilie, deren Vater krampfhaft versuchte, seinem grossen Bruder zu genügen und dabei seine Familie gefährdete, kam in den Krieg. Der Bauernjunge, dem das Pferd eigentlich gehörte, ging ihm von England nach, nach Frankreich in den Krieg gegen die Deutschen. Der Krieg wurde nicht schnell mal geführt, sondern entwickelte sich zu einem grausamen Stellungs-Hin und Her. Die Grausamkeiten wurden sehr nah und eindrücklich dargestellt: Erschiessungen, ein Panzer überrollt die Bühne, schwarze Vögel tun sich an den Leichen gütlich, Pferde müssen eine Kanone bis zu ihrer Erschöpfung ziehen, links und rechts der Bühne, auf Zuschauerhöhe sind dreckige Schützengräben aufgebaut, ein Rotkreuzwagen transportiert Verletzte und Tote und dazwischen spielt ein etwa zehn jähriges Mädchen eine Kriegsweise. Sie finden sich wieder, der Junge, der unterdessen Soldat ist und das Pferd, das verletzt den Krieg überlebt hat. Die Familie trifft sich wieder vereint auf ihrem Hof in England. Der Sohn des Bruders aber ist im Krieg gefallen.
Ich habe weder das Buch gelesen noch den Film „die Gefährten“ gesehen. Aber ich denke, dass das Theater diese Thematik auf eine sehr nahe und tief eindringende Art vermittelt hat. Es passt recht gut zu meinen Bemühungen um die deutsche Geschichte.

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