Mittwoch, 11. Juni 2014
Deutsches Historisches Museum Nr. 03
Die wehrhafte Germania
Helm eines deutschen Offiziers von einer Kugel durchschlagen. Einer der 17 Millionen Toten des 1. Weltkrieges
Modell eines deutschen Kriegsschiffes. Der 1. Weltkrieg war auch der erste Maschinenkrieg.
Eine Sonderausstellung ist dem Ersten Weltkrieg gewidmet. Dem Ausbruch des Krieges gingen voraus: Machtpolitische Rivalitäten, Angst vor einem Angriffskrieg, Aufrüstung. Die politische Stimmung war aufgeheizt. Weite Teile der Bevölkerung waren gegenüber einem Krieg positiv eingestellt. Das Attentat im Bosnischen Sarajevo gegen den Thronfolger in Österreich-Ungarn, Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie, durch einen serbisch-nationalistischen Terroristen (er wird aber auch als Held verehrt – ja nachdem bei wem man reinhört… in Sarajevo hat er auf jeden Fall ein Denkmal bekommen) war dann nur noch der Auslöser für den Krieg. Darauf erklärt Österreich-Ungarn dem Königreich Serbien den Krieg. Innerhalb kurzer Zeit mobilisierten Österreich, Russland, Deutschland, Frankreich, England und weitere Staaten ihre Streitkräfte. Jede dieser Staaten hatte die Ansicht, dass ihnen der Krieg aufgezwungen worden sei. In der Ausstellung hört man die Rede von Kaiser Wilhelm II. an das deutsche Volk zum Kriegsbeginn im Original. Grundtenor: Wir müssen uns ehrenhaft wehren oder wir gehen unter. Das Bild „Germania“ drückt diese Haltung ebenfalls aus: Wir wehren uns! Innenpolitisch hat Wilhelm II. mit dem Kriegsbeginn den Burgfrieden erhalten: Jetzt ist man sich einig ob dem gemeinsamen Feind.
Aber der Krieg entwickelt sich schnell zu einem Debakel auf allen Seiten: Die Fronten kommen schnell zum Stillstand. Der Blitzangriff über Belgien durch Frankreich (schon 1905 geplant) kommt schnell zum Erliegen. Schützengräben, Gasangriffe, Vergeltungsaktionen an der Zivilbevölkerung, Luftschlachten, Seeschlachten bestimmen das Bild. 17 Millionen Tote fordert der Krieg. Millionen Verletzte werden gar nicht gezählt. Ein eindrücklicher Film von Kriegsgeschädigten wird in der Ausstellung gezeigt: Körperliche Schäden wie Amputationen und Gesichtsverstümmelungen. Aber auch psychische Störungen wie Zittern oder Krämpfe. Der Erste Weltkrieg ist auch der erste Maschinenkrieg: Jetzt gilt es mit Technik und Massenprodukten (dazu wurden übrigens auch die Soldaten gezählt) aufzufahren. "Null-acht-fünfzehn" ist hier in Aktion: Das deutsche Maschinengewehr. Die ersten Bomben werden aus Flugzeugen abgeworfen und Flugzeuge liefern sich Gefechte. Die ersten Panzer, die Tanks, fahren auf, U-Boote versenken gegnerische Schiffe. Die Industrialisierung macht eine Massenproduktion von Munition und Waffen möglich. Aber der Krieg verschlingt auch ungeheuer viele Ressourcen. Hunger herrscht. Infolge von Unterernährung sterben in Deutschland rund 750‘000 Menschen. Die täglichen Entbehrungen, die hohe Opferzahl an der Front, der stagnierende Kriegsverlauf verstärkten bei immer mehr Deutschen den Wunsch nach Frieden und Normalität.
Vor allem linke Kräfte organisieren schon 1916 Streiks und wollten eine Veränderung. Aber Widerstand gegen die Kaiserliche Führung - Leitfiguren waren nicht primär der Kaiser, sondern Generalfeldmarschall Hindenburg und General Ludendorff - war Vaterlandsverrat.
Russland hat 1917 seine Revolutionen. Die neue kommunistische Regierung (Lenin, Trotzki) handelt einen Waffenstillstand mit Deutschland aus. An der Ostfront ziehen die Soldaten ab. Die Deutschen ziehen an die Westfront um da endlich den entscheidenden Schlag zu vollbringen. Aber hier haben sich unterdessen die Amerikaner dazugestellt und Deutschland ist kein Erfolg beschieden. Die Oberste Heeresleitung fordert in dieser militärisch ausweglosen Situation einen Waffenstillstand. Wenn man die Situation bedenkt, wird man die Dolchstosslegende als Legende erkennen. Denn eine Weiterführung des Krieges hätte nur noch mehr Opfer gefordert. Deutschland war erschöpft. Die Konsequenzen waren richtig: Waffenstillstand, Kapitulation, Rückzug der Armee, Kaiser dankt ab. Am 9. November 1918 wird die Republik ausgerufen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen