Donnerstag, 12. Juni 2014
Deutsches Historisches Museum Nr. 04
1918: Die Nachkriegszeit war zuerst als parlamentarische Republik durch Parteien mit höchst unterschiedlichen gesellschaftlichen Vorstellungen und Zielen geprägt. Die soziale Not, die durch den Krieg verursacht war, liess Millionen von Deutschen verbittern und radikalisierte sie. Die Weimarer Republik wurde von linken und rechten Extremisten bekämpft. Gewaltsame Aufstände und die häufig wechselnden Reichsregierungen gaben dem Land keine Stabilität. „Die Revision des Versailler Schmachfriedens von 1919 war eines der wichtigsten Ziele von Politikern aus allen Parteien. Den Kampf gegen die Fesseln von Versailles fasste die nationale Rechte als eine Frage der Ehre auf. Sie betrieb eine hasserfüllte Hetze gegen die Republik und deren Repräsentanten. 1923 drohte dem Deutschen Reich angesichts der Besetzung des Ruhrgebietes, Inflation und wirtschaftlicher Kriese ein blutiger Bürgerkrieg.“ Die radikale Linke hatte das Ziel, die Revolution nach dem sowjetrussischen Vorbild auch in Deutschland zu verwirklichen. Die Rechte gab den Juden die Schuld am Debakel des 1. Weltkrieges und kämpfte gegen ‚Spartakus‘. Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht waren Märtyrer der Linken und noch heute tauchen diese Namen in Berlins Strassen auf. Käthe Kollwitz war zu dieser Zeit die kritische Künstlerin und gestaltete unter anderem Plakate für den Frieden (siehe Bild oben). Sie starb wenige Tage vor Ende des 2. Weltkrieges.
Bei der Wahl der Nationalversammlung wurden mehrheitlich gemässigte Parteien gewählt. Der von den Siegermächten diktierte Versailler Friedensvertrag forderte von Deutschland folgendes: Die Anerkennung der alleinigen Schuld Deutschlands am 1. Weltkrieg. Im Artikel 231 heißt es:
„Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.“ Bedenkt man die Situation bei Kriegsbeginn, würde ich das nicht so einseitig beurteilen. Sicher hatte Deutschland Mitschuld und ist nicht deeskalierend sondern heroisch an die Sache herangegangen. Aber das haben andere ebenso gemacht. Deutschland musste gemäss dem Vertrag auch etliche territoriale Gebiete abtreten. Das scheint mir im Hinblick auf einigermassen ausgewogene Machtverhältnisse in Europa sinnvoll gewesen zu sein. Natürlich mag es für die Bewohner schwierig gewesen sein, seine Heimat neu definiert zu bekommen. Für manche wird das wohl eine Identitätskrise gewesen sein. Auch der Abbau der Armee war m.E. sinnvoll. Immerhin hatte Deutschland dann immer noch eine Heeresstärke von 100‘000 Berufssoldaten. Die Luftstreitkräfte wurden ganz verboten und auch die Seeflotte war stark reduziert. Die allgemeine Wehrpflicht wurde aufgehoben. Am einschneidensten waren wohl die überrissenen Reparationszahlungen von 132 Milliarden Goldmark. Das war weit mehr, als die deutsche Wirtschaft schaffen konnte und sollte bald schon die Situation zum Schlechten anheizen. Das gebeutelte deutsche Volk kämpfte um das Überleben. Streiks wie im März 1919 wurden mit Gewalt niedergeschlagen. In Berlin gab es dabei 1‘200 Tote. Die extremen Parteien profitierten von der Misere. Für die Rechten war der „jüdische Bolschewismus“ das Schreckensgespenst. München wird Zentrum der rechtsradikalen Gruppen. Slogans von rechts: „Jetzt ist die Zeit zum Handeln! Meldet euch alle!“. Slogans von links: „Ins Elend oder durch Kampf zum Sieg!“. Juden wurden vor allem durch die nationale Rechte für den verlorenen Krieg verantwortlich gemacht: „Wir haben uns an der Front mit unserem Leben eingesetzt und die haben uns hinter dem Schreibtisch hervor mit dem Dolch erstochen. Und jetzt besetzen sie schon wieder die wichtigen Posten.“ Es gab damals rund 560‘000 Juden in Deutschland. Und die Wahrheit ist, dass sehr viele von ihnen im Ersten Weltkrieg für ihr Vaterland Deutschland an der Front gekämpft haben. Dabei sind rund 12‘000 von ihnen ums Leben gekommen.
Völlig unnötig war dann 1923 der Einmarsch der französischen und belgischen Truppen ins Ruhrgebiet. Grund: Deutschland war geringfügig mit seinen Reparationsleistungen im Verzug. Der Hass der Deutschen wurde so geschürt. Die Inflation grassierte: Im August 1923 kostete 1kg Brot 69‘000 Mark. Im November kostete es schon 200 Milliarden Mark. Der Staat und auch einige Spekulanten profitierten davon. Die Kriegskredite Deutschlands von 164 Milliarden Mark beliefen sich nach der Währungsumstellung noch auf 16,4 Pfennige….
Adolf Hitler trat 1919 in München der völkischen Partei bei (später NSDAP). Sein Kampf richtete sich vor allem gegen das Judentum und den Versailler Vertrag. Parlament und Weimarer Republik verachtete er, weil sie das deutsche Volk spaltete. Hitlers Putsch 1923 wurde niedergeschlagen. Im Gefängnis schrieb er sein Programm „mein Kampf“. „Darin beschreibt er seine von Rassendoktrin und Sozialdarwinismus geprägte Weltanschauung. Den Kampf gegen die jüdische Weltdiktatur und den Bolschewismus sowie die Eroberung von Lebensraum im Osten stellte Hitler in das Zentrum seiner politischen Mission.“ 1925 stirbt Reichspräsident Ebert. Zum Nachfolger wird der ehemalige Feldmarschall des 1. Weltkrieges, Hindenburg gewählt. Der 77jährige war ein Anhänger der Monarchie und fand die Republik nicht das Seine. Ab 1923 gab es wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung. Es gab Arbeit und die Reallöhne stiegen. Das kulturelle Leben blühte auf (z.B. die Bauhaus Bewegung). Doch der Aufschwung endete jäh 1929 mit der Weltwirtschaftskriese, die an der New Yorker Börse am „schwarzen Freitag“ mit einem Absturz begann. Die Arbeitslosigkeit stieg wieder, Verelendung und Resignation verbreiteten sich. In dieser Zeit linderten die Kirchen häufig die grösste Not (Bevölkerung deutschlands: 65 Mio., 2/3 Protestanten, 1/3 Katholiken, 1% Juden). An der Reichstagswahl 1930 erreichte die NSDAP 18,3% der Stimmen. Die Linke war in Kommunisten und SPD gespalten. Die Kommunisten verfolgten die Idee des weltweiten Proletariats: „Arbeiter vereinigt euch!“. Die „Internationale“ wurde gesungen. Die Rechte sang nur das Nationale…. 1933 wird Hitler zum Reichskanzler ernannt. Sofort benutzt er seine Macht um diese auszubauen. Deutschland wird gleichgeschaltet: Alle Parteien ausser der NSDAP werden verboten. Vereine, Verbände bis hin zur Kirche passen sich, oft unter grossem Druck, an. Der Brand des Reichtages verhalf Hitler seine Popularität weiter auszubauen. Doch die Neuwahlen im März 1933 waren für die NSDAP enttäuschend: 43,9%. Und das trotz der massiven Propaganda und dem Druck zur Beeinflussung des Volkes. Doch die Uniformierung der Gesellschaft, Volksgemeinschaft als höchstes Gut, Kontrolle über alle Medien, Kontrolle des kulturellen Lebens schritt voran. Die ideologische Bindung des Einzelnen an den Nationalsozialismus war Gegenstand von Lehre und Erziehung: Sprache, Symbole, Gruss, Kinderspielzeug,…. Das war der Totalitätsanspruch des Regimes. Die grossen Aufmärsche und Inszenierungen faszinierten. Und jetzt gab es wieder Arbeit und Aufschwung: Autobahnen wurden gebaut, Volkswagen, neue Grossbauten,… Hitler wollte die Vormachtstellung in Europa, das Dritte Reich. „Nur vier Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler sprach Hitler vor der Reichswehrführung über seine Pläne zur Aufrüstung und zur Eroberung von Lebensraum im Osten.“ 1935 wurde die Wehrpflicht (Bruch des Versailler Vertrags) wieder eingeführt. „Die Rüstungsausgaben wurden bis 1938 auf 61 Prozent des Reichshaushaltes gesteigert. Allein in der Luftfahrtindustrie stieg die Zahl der Arbeiter von rund 4'000 (1933) auf 208‘000 (1938) an.“ 1939 hatte die Wehrmacht einen Bestand von über 3 Mio. Soldaten. Ab 1936 (Vierjahresplan) boomte die Rüstungsindustrie. Die Konsumgüterindustrie wurde dagegen eingeschränkt. Im Spanischen Bürgerkrieg 1936 wurden neue Waffen getestet: In Gernika während des deutschen Luftangriffs die Brandbomben.
1938 marschiert die Wehrmacht gegen den Willen des österreichischen Bundeskanzlers Schuschigg in Österreich ein. Gegner wurden sofort ausgeschaltet und nach aussen wurde der „Anschluss Österreichs“ gefeiert. Anschliessend erhob Hitler Anspruch auf das seit 1919 zur Tschechoslowakei gehörende Sudentenland. Die Eingeständnisse gegenüber Hitler wurden in der Hoffnung gemacht, damit einen Krieg verhindern zu können. In einer weiteren Kampagne setzte Hitler die Rest-Tschechei unter Druck und annektierte das Gebiet als „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Die Wehrmachtführung wurde Anfang April 1939 von Hitler beauftragt, einen Feldzug gegen Polen vorzubereiten. Hitler unterzeichnete mit seinem Todfeind der Sowjetunion (Stalin) einen Nichtangriffspackt (den er später dann brechen wird). Man verständigte sich auf eine Aufteilung Polens.
Dann begann der 2. Weltkrieg. Hitlerdeutschland nahm Europa gewaltsam in Beschlag und die Alliierten eroberten die Freiheit bis 1945 zurück.
Parallel zum Kriegsgeschehen verwirklichte Hitler seine Rassenideologie indem er alle, die ihm nicht passten, auszurotten versuchte: Millionen Juden, Sinti, Roma, Kommunisten, Behinderte starben.
Zitate aus der Ausstellung.
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