Montag, 5. Mai 2014
DDR Museum
Die DDR entwickelte sich unter der Besetzermacht Russland, aus der Reaktion auf den Faschismus und mit der Ideologie des Kommunismus. Wie das Ergebnis ist, kann man in diesem Museum gut nachvollziehen. Dass vieles eine Scheinwelt war, mit viel Propaganda war, war nichts Neues. Dass dieses Leben damals auch ein Heimatgefühl geben konnte, kann ich auch nachvollziehen. Dass manche Ideen durchaus Sinn machten, sieht man auch. Dass dieses System aber so repressiv, bürokratisch, verschlossen und unmenschlich wurde, kurz nach dem Erleben des Nationalsozialismus, ist kaum zu verstehen. Es entwickelte sich genau zu dem, was es angeblich überwinden wollte. Und da wurde es schrecklich. Verweigerte man den Waffendienst, wurde man „Bausoldat“. Das war nichts anderes als ein Strafgefangener. Dieser war dann für sein Leben und besonders für seine berufliche Karriere gestempelt und wurde von den meisten Privilegien ausgeschlossen. Auf jeden Fall hat die „Gleichheit aller Menschen“ nicht funktioniert. Es gab Gleiche und Gleichere. So fuhren die hohen Funktionäre in grossen Volvos herum, während der kleine Mann jahrelang auf seinen Trabi warten musste. In den 80er Jahren formierte sich immer mehr Widerstand in der Bevölkerung und die Stasi hatte die Situation immer weniger im Griff. Da waren die „Blues-Gottesdienste“ ein wichtiges Gefäss. In den Kirchen versammelten sich vor allem junge Leute. Sie hörten Musik und zwischendurch biblische Worte. Sicher wurde auch viel gebetet. Im Zusammenhang mit den politischen Umwälzungen in der Sowjetunion und dem wirtschaftlichen Bankrott wurde der Boden geebnet, dass die Grenzen 1989 geöffnet wurden. Die DDR Zeit hat dieses Volk nachhaltig geprägt. Der Sozialismus war auch so etwas wie Gehirnwäsche. In der Ausstellung wird gezeigt, wie schon die kleinen Kinder gleichgeschaltet wurden und zu Genossen und Genossinnen erzogen wurden. Der Atheismus nahm viel Land ein. Der Anteil der Christen an der Bevölkerung schrumpfte zu einer Minderheit. Auch Einstellungen zu Arbeit, Motivation, Sinn, Lebensziele, Moral, Initiative oder Verantwortung wurden geprägt. Das wirkt sich zum Teil bis heute aus. Und manche Äusserungen von ehemaligen Ostdeutschen sind nur auf diesem Hintergrund zu verstehen.
Ich muss gestehen, dass ich von dieser DDR Zeit fast nichts mitbekommen habe. Dabei war ich 29 Jahre alt, als die Mauer fiel. Für mich war das weit weg und ging mich nichts an. In meinen jungen Jahren war meine erste Spiegelreflexkamera eine „Praktika“ – ein DDR Produkt. Sicher gab es noch andere gute Produkte aus der DDR die wir brauchten. Aber bewusst war mir das nicht. Nun begegne ich hier in Berlin laufend Menschen, die genau in diesem System gelebt hatten. Und jeder hat so seine Geschichte. Darauf werde ich noch eingehen.
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