Samstag, 10. Mai 2014

Im Zentrum

Ich mache heute eine Tour im Regierungsviertel. Hier sind die Sehenswürdigkeiten, die in einem Reiseführer als „Berlin für Anfänger“ bezeichnet werden.

Vom Hauptbahnhof gehe ich über die Fussgängerbrücke und sehe rechts vor mir das Bundeskanzleramt, der Sitz der Bundeskanzlerin Merkel. Die ist zwar nicht da, aber bewacht wird das Gebäude trotzdem gut.
Eigenartigerweise ist nun hier auch ein Gebäude, das irgendwie quer in der Landschaft steht: Die Botschaft der Schweiz. Dass die Schweiz einen derart prominenten Platz bekommen hat, ist geschichtlich begründet und sagt nichts über die Beziehung Deutschland-Schweiz aus. Obschon wahrscheinlich ein grosser Teil der Deutschen meint, dass die Schweiz ein Teil Deutschlands sei. Vielleicht kann man aus der Lage der Botschaft schliessen, dass Deutschland die Schweiz in ihr Herz geschlossen hat. Oder eine Interpretation könnte sein, dass es Deutschland gut tut, so einen eigensinnigen Störenfried in seiner Mitte zu haben.
Auf jeden Fall geht mein Weg etwas östlicher zum Paul-Löbe-Haus. Es erstreckt sich weit Richtung Osten, geht über die Spree und ist auch dort mit gleicher Architektur vertreten. Dieser Brückenschlag soll symbolisch die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland zeigen. Hier hat das Parlament seine Büros, Sitzungszimmer, Treffen, Besprechungen – hier fallen wohl die meisten Entscheidungen – obschon sich das Parlament für die Plenarsitzungen mit den Abstimmungen im Reichstagsgebäude trifft: Der Bundestag.
Der Reichstag mit seiner neuen, markanten Glaskuppel ist ein imposantes Gebäude. Es wurde zur Zeit von Kaiser Wilhelm gebaut (1894). Mit grossen Buchstaben steht da: „Dem deutschen Volke“. Diese Beschriftung soll dem Kaiser aber gar nicht gefallen haben.
Ich gehe weiter Richtung Süden und komme zum Brandenburger Tor (Ende 18. Jahrhundert errichtet). Das Wahrzeichen Berlins, das Symbol für die Trennung und Wiedervereinigung von Ost und West. Durch dieses Tor ging nicht nur ich, sondern auch Napoleon, Arbeiter und Soldaten, Goebbels Fackelträger, Bauarbeiter für die Mauer, Ostdeutsche und Westdeutsche und immer wieder irgendwelche Demonstranten. Hier in unmittelbarer Umgebung gibt es viel zu sehen: Das berühmte Hotel Adlon, die Strasse Unter den Linden, den Pariser Platz und den Platz des 18. Mai (1848 Revolution für mehr Freiheit und Demokratie und 1990 Volksentscheid der DDR-Bürger für die Wiedervereinigung).
Im Rücken habe ich die Strasse des 17. Juni (zum Gedenken an den Volksaufstand 1953 in der DDR). Sie ist eine breite und lange Allee und am Ende steht die Siegessäule, die „Goldelse“. Sie erinnerte ursprünglich vor dem Reichstagsgebäude an die Siege Preussens. Hitler hat sie dann in den Strassenstern versetzt.
Ich gehe nun weiter Richtung Süden, an der Kommerzbank (Foto lohnt sich nicht) vorbei zur amerikanischen Botschaft. Sie ist funktional und terrorsicher gebaut und wird ständig von Polizisten bewacht.
Einige Schritte weiter öffnet sich das weite Feld der Stelen die zum Gedenken an den Holocaust gebaut wurden. Auch das ein Teil der Geschichte Deutschlands, gut integriert in die Reihe der Erinnerungen.
Mein Weg führt weiter zum Potsdamer Platz. Hier hat die Finanzwelt ihren Prunk hingestellt. Auch die Deutsche Bahn lässt sich nicht lumpen und Sony hat sich gleich ein Center geleistet. Ganz klein dazwischen das Legohaus.
Ich gehe um die Ecken der Hochhäuser und tauche in den beruhigenden Waldpark des Tiergartens ein. Das ist eine Erholungsinsel mitten in der Stadt!
Weiter Richtung Norden komme ich zum Haus der Kulturen. Ein architektonisch auffälliger Bau. Und ich glaube, dass niemand so recht weiss, was der Bau eigentlich soll. Klar, es gibt da Veranstaltungen.
Wunderschön – ich treff es gut – das Glockenspiel des Kirchturms.
Und dann schliesst sich mein Rundgang hier auf der Wiese vor dem Reichstag.

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