Dienstag, 20. Mai 2014
Willi
Willi treffen wir oft auf dem Gelände der Stadtmission und in der Gemeinde. Seine Lebensgeschichte ist schon zweimal in Zeitungen erschienen. Er hat sie mir gegeben. Berliner Zeitung, 23. August 2013, von Nadja Heine:
Mit Kochmütze und weissem Kittel - so kennt man Willi in der Stadtission. Für seine Gäste hat er immer ein Lächeln auf den Lippen. Als Hilfesuchender kam Wilfried Jarzinka (53) einst hierher und wurde selbst zum Helden. Willis Lebensweg war voller Hürden. Als eines von fünf Geschwistern fühlt er sich in der Kindheit vernachlässigt. "Sobald etwas passiert ist, habe ich die Schuld bekommen. Ich war stets das schwarze Schaf", sagt der gelernte Konditor. Mit 13 beginnt er, seine Sorgen mit Alkohol zu betäuben. Mit 22 Jahren verliert Jarzinka seine Arbeit, will im Westen ein neues Leben beginnen. Beim Fluchtversuch aus der DDR wird er geschnappt, muss für ein Jahr ins Zuchthaus, bis die Bundesrepublik ihn freikauft. Er kommt nach Nordrhein-Westfalen, ist dort aber unzufrieden. Trost spendet wieder der Alkohol. Willis Leben verläuft wie eine Achterbahn. In der Stadtmission findet er Hilfe und Freunde, macht einen Alkoholentzug. Jarzinka engagiert sich dann selbst ehrenamtlich als Gärtner und Hausmeister, später in der Küche, bekommt sogar eine Festanstellung. Der ehrenamtlichen Arbeit in der Bahnhofsmission und bei der Kältehilfe ist er trotzdem treu geblieben. "Ich möche von der Hilfe, die ich über die Jahre bekommen habe, etwas zurückgeben", sagt er.
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