Donnerstag, 15. Mai 2014
Stasi Museum
Nördlich der Frankfurter Allee in Berlin-Lichtenberg befand sich von 1950 bis 1989 das Hauptquartier der DDR-Staatssicherheit, der Stasi. Es ist bedrückend unter den riesigen Plattenbauten dieses Geländes zum Hauptgebäude, in dem das Museum ist, zu gehen. Das Ministerium für Staatssicherheit war das Machtinstrument der regierenden Sozialistischen Einheitspartei. Hier hatte der Minister für Staatsicherheit, Erich Mielke seinen Dienstsitz. Dessen private Räume, sein Dienstzimmer, die Vorzimmer und Besprechungsräume sind hier im Originalzustand zu besichtigen. Das Museum bringt mir die DDR mit ihren Ideen näher. Da wurden Sätze wie folgende kreiert: „Durch die Angehörigen des BdL/Einheit Wach- und Sicherungsdienst wurde im Rahmen der Neuerertätigkeit (so steht es vor meinen Augen, MF) ein Diorama des Dienstobjektes des MfS in Berlin-Lichtenberg, Normannen-/Gotlindestrasse im Massstab von 1:300 geschaffen.“ „Die Handlungsfähigkeit und die Meldetätigkeit der Führungskräfte des Büros der Leitung/Einheit Wach- und Sicherungsdienst, werden durch die objekt- und lagebezogene Übersicht qualifiziert.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die politischen Parteien im Ostteil Deutschlands zur SED, zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zusammengeführt. Sie hatte 1989 2,3 Mio. Mitglieder. Heute sind es noch rund 60‘000 Mitglieder. Ihre diktatorische Herrschaft rechtfertigte sie mit Hilfe der marxistisch-leninistischen Ideologie.
Ich lese da: „Der Sieg der grossen sozialistischen Oktoberrevolution ist das Hauptereignis in unserem Jahrhundert, das den Verlauf der Entwicklung der ganzen Menschheit grundlegend verändert hat.“ Erich Honecker. Die Erziehung zum „sozialistischen Menschen“ war Programm in der DDR. Schon die Kinder wurden da in der parteikonformen Denkweise unterwiesen. Die Partei als oberstes Organ wusste was gut und falsch war, sie berief sich auf die „wissenschaftliche Denkweise“. Und sie propagierte die DDR als „Arbeiter- und Bauernstaat“. Ein Auszug aus einem Deutsch-Lehrmittel, wohl für die Unterstufe: „7. Unsere Soldaten: Sie lenken Panzer. Sie zielen nach der Scheibe. Sie üben fleissig. Sie fliegen mit schnellen Flugzeugen. Sie schiessen mit dem Gewehr. Sie wachen an unserer Grenze. Sie schützen unser Land. a) Sage, was die Soldaten tun! b) Welche Wörter nennen die Tätigkeiten der Soldaten?“ Die Kinder erhielten bei den „jungen Pionieren“ und dann als Jugendliche bei der „FDJ“ der „Freien Deutschen Jugend“ sportliche, gemeinschaftsbildende und politische Erziehung. Die „Jugendweihe“ war offensichtlich ein Ersatz für die Firmung, respektive die Konfirmation. Die DDR hatte neben der Volksarmee eine paramilitärische Freiweilligen Organisation mit rund 190‘000 Mitgliedern. Diese wurden in den üblichen Soldatentätigkeiten ausgebildet.
Ein grosser Teil des Museums ist den Methoden der Stasi gewidmet. Die verschiedenen Abhörgeräte und die Spitzeltätigkeiten sind anschaulich dargestellt.
Es war ja gut gemeint, dieser Sozialismus der DDR aber er entwickelte sich zu einem unmenschlichen System. Man wollte ohne Gott sein Leben und das Zusammenleben gestalten. Wenn Menschen ohne Gott schalten und walten, wird es unmenschlich. Die evangelische Kirche in der DDR hatte es schwer. Ende der 70er Jahre bot sie den entstehenden Friedensgruppen zunächst Raum, in dem diese sich geschützt vor staatlichem Zugriff entwickeln konnten. Viele Kirchenamtsträger unterstützten die Friedengruppen aber zu wenig. Das führte dazu, dass sich in den 80er Jahren die Friedengruppen mehr und mehr eingeengt fühlten und die kirchlichen Räume zunehmend verliessen. Dennoch kann man sagen, dass die Kirche ein wichtiger Pfeiler für den Widerstand und den Mauerfall 1989 war. Die Zeugen Jehovas waren sowohl von den Nazis wie auch der SED verfolgt worden. Sie stehen zwar nicht in der Lehre des Evangeliums von Jesus Christus, sondern vertreten eine Sonderlehre. Aber das war kein Grund der Verfolgung – sie wurden nicht wegen ihres Glaubens an Jesus verfolgt, sondern weil sie Andersdenkende waren. Da gilt der Satz von Rosa Luxenburg: „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.“
Der Umfang der Stasiakten wurde erst nach 1989 sichtbar: 111 Kilometer Akten, 1,7 Mio. Fotos, 28‘000 Tondokumente. Die Bevölkerung wehrte sich gegen die Vernichtung der Akten und für die Öffnung der Aktenschränke. Unglaubliches Denunziantentum kam da zum Vorschein. Ein kalter Apparat wollte die Freiheit sichern. Mit Mauern und Gefängnissen wollte man den schlechten Einfluss des Westens verhindern. Aber das Volk machte das je länger je weniger mit. Jugendliche Punks, Rocker zeigten sich öffentlich. Westliche Musik wurde eingeschmuggelt. Jeans waren begehrt. Die Kunstszene wurde immer kritischer gegenüber dem Staat. Die Christen beteten. Und als dann noch politische Umwälzungen in den umliegenden Ländern der UdSSR stattfanden, wusste die SED dem Drang des Volkes in den Westen nichts mehr entgegen zu setzen. Die Mauer fiel.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen