Montag, 19. Mai 2014
Gottesdienst Nr. 11
Gottesdienst in der Wilhelm Gedächtniskirche. Die Kirche ist bekanntlich eine Touristenattraktion. Den ganzen Tag wird sie von Menschen besichtigt. Und viele davon werden wohl keine Ahnung von dem haben, der vorne über dem Altar hängt. Aber heute um 18.00 Uhr läuteten die Glocken für den Gottesdienst. Die Touristen wurden abgewiesen, respektive für den Gottesdienst eingeladen. Drei Polizeimannschaftswagen warteten draussen – keine Ahnung warum die da waren. Neben dem Eingang zur Kirche demonstrierten eine Hand voll Afrikaner wegen ihrer lebensunwerten Situation.
1895 wurde die Kirche erbaut. Die Glocken wurden aus erbeuteten Geschützen des deutsch-französischen Krieges gegossen. Im Zweiten Weltkrieg wurden, bis auf eine, diese Glocken wieder zu Geschützen umgegossen. Bomben der Alliierten zerstörten die Kirche weitgehend. Der Turm mit der abgebrochenen Spitze blieb stehen und wurde als Denkmal erhalten. Zurzeit wird der untere Teil des Turms renoviert. Damit die Gemeinde dennoch eine Kirche hat, wurde 1961 der neue Glockenturm und das achteckige Kirchenschiff eingeweiht. Zu denken geben die Inschriften der neuen Glocken: Eure Städte sind mit Feuer verbrannt (Jes 1, 7). Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird kein Ende haben (Jes 51, 6) Er vergilt uns nicht nach unserer Missetat (Psalm 103, 10) Gott, dein Weg ist heilig (Psalm 77, 14) Hilf deinem Volk und segne dein Erbe (Psalm 28, 9) So sind wir nun Botschafter an Christi Statt; denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott! (2. Kor 5, 20) Seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens (Eph. 4, 3).
Ein Pianist, ein Saxophonist und eine Cellistin (Uwe Steinmetz & Co) spielen Variationen von Melodien geistlicher Lieder. Von ihnen wird dann auch der ganze Gottesdienst musikalisch begleitet. Thema des Gottesdienstes ist „Leben! - ohne Vertrauen?“ Zuerst wird Alexander Garth interviewt. Das anschliessende Musikstück inspirierte mich zu folgendem Gedanken: „Man kann auch ruhig, fein, tief und berührend reden. Das müssen wir nicht der Musik alleine überlassen.“
Ulrich Parzany hält eine feurige evangelistische Predigt zum Bibeltext Johannes 5,44 „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?“. Viele sagen „ich kann nicht glauben!“. Dabei glauben alle irgendwas. Aber die Menschen suchen ihre Ehre, ihre Bestätigung und Anerkennung bei den Menschen und nicht bei Gott. Doch das hält nicht stand. Wir sind von Gott geschaffen, gewollt und gerufen. Er ehrt uns und unsere Ehre gehört ihm. Parzany schiebt da eine Karikatur von Paul Weber ein: Menschen treten in Reih und Glied an, damit ihnen das Rückgrat herausgenommen werden kann und sie davonschleichen müssen. So sind wir. Allem menschlichen mit viel Toleranz und Verständnis begegnen aber, wenn es um christliche Werte geht, steht niemand mehr hin. Zur Zeit gibt es in Berlin eine Aids-Präventionskampagne mit Plakaten. Da sagt eine Frau….. Da schreit niemand auf, das ist heute halt einfach so, soll jeder leben wie er will. So ist das in Berlin: „Man macht was man will und sagt hinterher, dass das gut so ist.“ Aber da hängt Jesus. Parzany sieht ihn in dreifacher Weise: Da hängt der gekreuzigte Jesus – für uns am Kreuz gestorben, damit wir leben können. Da hängt der auferstandene Jesus – der lebt und heute mit uns leben will. Da hängt der segnende Jesus – der uns Wertschätzung, Liebe, Zuwendung gibt, der auf uns achtet, bei dem wir Ansehen haben. Parzany hatte in dieser Kirche eine Schreckensminute gehabt: Als er einmal beim Ausgang stand verliessen gerade zwei junge Frauen die Kirche. Da fragt die Eine die Andere: „Wer hängt denn dort an der Wand?“ Sie hatten keine Ahnung, sie wussten nichts von Jesus, sie kamen als Touristinnen, haben gemäss dem Reiseführer die Kirche angeguckt und gehen mit einer alles entscheidenden Frage weg. Wer gibt ihnen die Antwort?
Dem evangelistischen Aufruf folgten etwa zehn Personen. Sie gingen nach vorne in Begleitung von weiteren zehn Helfern. Dabei wurde das Lied „Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin.“ vorgetragen. Parzany betete laut für sie, so dass alle mitbeten konnten. Mit dem Segen des Ortspfarrers, an den Flüchtlingen und den Polizeiwagen vorbei, gingen wir nach Hause.
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